Ex-Ministerinnen werden "Buddys" für Jungtalente
Als Juliane Bogner-Strauß vor zwei Jahren gefragt wurde, ob sie in die Politik einsteigen und für den Nationalrat kandidieren will, hat die Wissenschafterin und dreifache Mutter noch ein paar Stunden überlegt: Geht sich das alles aus? Kann ich das? Die typischen Fragen.
Als es dann hieß, sie solle nicht nur kandidieren, sondern gleich Ministerin werden, habe sie „keine Sekunde nachgedacht“, erzählt Bogner-Strauß. Mangelndes Selbstbewusstsein war gewiss nie ein Problem der 48-jährigen Grazerin. Und davon könnten jetzt andere profitieren.
Bogner-Strauß stellt sich als „Buddy“ für das neue Mentorinnen-Programm der Jungen ÖVP zur Verfügung. Mit dabei sind auch ihre früheren Regierungskolleginnen Elisabeth Köstinger, Margarete Schramböck und Karoline Edtstadler; sowie Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer.
Einblick in Polit-Alltag
Die Aktion startet am Samstag, den 23. November, am „Superwoman Day“ in der Wiener ÖVP-Zentrale, und soll vorerst ein Jahr lang laufen. Die „Buddys“ sollen ihren Schützlingen Einblick in ihre Arbeit geben, sie bei ihren Karriereplänen beraten und bestärken („empowern“ nennt man das). Bogner-Strauß, Vorsitzende der ÖVP-Frauen, kann man zu Terminen begleiten, „und jederzeit anrufen“, sagt sie.
Frauen bestärken – warum braucht es solche Programme heute noch? Neben dem berühmten Problem, Job und Familie unter einen Hut zu bringen, ist Zurückhaltung noch immer ein Thema. „Als Frau hat man das Gefühl, man muss ständig beweisen, dass man sich die hohe Position und das hohe Gehalt verdient hat“, sagt Bogner-Strauß.
Und: „Viele trauen sich den Sprung erst gar nicht zu, weil sie meinen, sie müssten zu 200 Prozent für den Job geeignet sein. Ein Mann macht das, ohne mit der Wimper zu zucken.“
"Talente gehen oft verloren"
Eine Lageeinschätzung, die JVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner unterschreiben würde. Sie ist immerhin an der Spitze der größten politischen Jugendorganisation Österreichs mit 105.000 Mitgliedern, sagt aber: „Ich hätte mich nie aus eigener Kraft vorgewagt. Mein Glück war, dass es immer Menschen in meinem Umfeld gab, die an mich geglaubt, mich gepusht und motiviert haben.“
So entstand die Idee zum Buddy-Programm. Dieses Glück, so die 25-Jährige, hat nämlich nicht jeder. „Und so gehen viele Talente verloren, die wir dringend brauchen, damit Frauen in Politik und in Wirtschaft endlich entsprechend repräsentiert sind.“
Bewerben können sich neben junge Frauen, die Unterstützung am Karrierepfad suchen (und übrigens nicht unbedingt JVP- bzw. ÖVP-Mitglied sein müssen), auch Mentorinnen quer durch alle Bereiche von Politik und Wirtschaft.