Bevölkerung unterschätzt, wie viele Menschen zuhause gepflegt werden
Wie denkt die Bevölkerung über die Pflege? Und wie deckt sich das mit den Fakten? Dieser Frage ist das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) nachgegangen.
Die Kurzfassung: Herausforderungen im Bereich der Pflege und deren Finanzierung schätzt die österreichische Bevölkerung zu einem großen Teil richtig ein; stark unterschätzt wird allerdings der Anteil der häuslichen Pflege.
Laut WIFO leben aktuell 79 Prozent aller Personen, die Pflegegeld beziehen, mehrheitlich zu Hause und nur 21 Prozent in Einrichtungen.
Das widerspricht freilich der Wahrnehmung der Befragten: Sie glauben, dass 50 Prozent der Pflegebedürftigen in Heimen untergebracht sind.
Das WIFO präsentierte seine Ergebnisse an einem für die Pflegereform wichtigen Tag. Denn mittlerweile ist die sogenannte Begutachtungsfrist für das Pflegepaket abgelaufen, sprich: Wer zu dem rund eine Milliarde Euro teuren Vorhaben fachliche Einwände oder Vorschläge hat, konnte diese im Parlament deponieren.
Zahlreiche Institutionen haben die Möglichkeit genutzt.
Einer der wesentlichsten Kritikpunkte war dabei, dass das geplante Pflegepaket noch immer zu wenige Anreize enthält, damit Menschen den Pflegeberuf ergreifen oder in diesen wechseln.
Luft nach obenUnd auch bei der Ausgestaltung der Gehaltssteigerung orten Institutionen wie das Rote Kreuz, die Diakonie oder die Volkshilfe noch Luft nach oben.
So seien die für 2022 und 2023 angekündigten 520 Millionen Euro für Gehaltssteigerungen zwar ein wichtiges Zeichen der Anerkennung. Gleichzeitig werde durch die Unterscheidung zwischen Pflege und Betreuung aber ein Großteil der Sozialbetreuungsberufe sowie das gesamte Personal von Heimhilfe oder Behindertenarbeit von der Bonuszahlung ausgeschlossen.
Der Rechnungshof wiederum merkt an, dass das Milliardenpaket langfristig finanziell nicht abgesichert sei und dass bei der Ausbildung von Pflegekräften eine österreichweite Harmonisierung nottue.
Schwerarbeit
Einen arbeitsrechtlichen Aspekt mahnte die Arbeiterkammer ein: Sie spricht sich dafür aus, stationäre und mobile Pflege als Schwerarbeit anzuerkennen, um den Beschäftigten den Zugang zur gleichnamigen Schwerarbeitspension zu ermöglichen.
Laut Arbeiterkammer zeigen Studien aus dem Vorjahr, dass die hohe Belastung zu Depressionssymptomen und Angst führt. Es brauche ein Szenario für das Ende des Berufslebens, gleichermaßen „ein Licht am Ende des Tunnels“.