US-Polizeigewalt: Mutter von getötetem Tyre Nichols verklagt Polizei
Die Mutter des im Jänner von Polizisten in der US-Stadt Memphis zu Tode geprügelten Tyre Nichols hat die Stadt, die Polizei und die an der Tat beteiligten Beamten auf Schadenersatz verklagt. Die Polizisten seien unqualifiziert, nicht ausgebildet und nicht überwacht gewesen, hieß es in der Klageschrift, die am Mittwoch bei einem Gericht im Bundesstaat Tennessee eingereicht wurde.
Nichols' Mutter, RowVaughn Wells, forderte Schadenersatz in Höhe von 550 Millionen Dollar (gut 500 Millionen Euro), berichteten Medien unter Berufung auf Wells' Anwalt. Die Tat sei das direkte und vorhersehbare Ergebnis verfassungswidriger Maßnahmen, Praktiken, Gewohnheiten und der vorsätzlichen Gleichgültigkeit der Stadt und der Polizeichefin von Memphis gewesen, hieß es.
Polizeigewalt in den USA großes Thema
Nichols, ein 29-jähriger Schwarzer, war am 7. Jänner in Memphis bei einer Verkehrskontrolle von den Polizisten brutal zusammengeschlagen worden. Drei Tage später starb er im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Der Fall löste breite Proteste aus und fachte die Debatte über Polizeigewalt in den USA neu an. Die fünf ebenfalls schwarzen Polizisten, die an dem Einsatz beteiligt waren, wurden entlassen. Weitere Beamte wurden vom Dienst freigestellt. Auch zwei Sanitäter und die Fahrerin eines Rettungswagens verloren ihre Jobs, weil sie Nichols nicht angemessen versorgt hatten.
Vorwurf: rassistisch motivierte Gewaltanwendung
In den USA steht die Polizei seit langem in der Kritik, weil ihr übermäßig brutale und teils rassistisch motivierte Gewaltanwendung vorgeworfen wird, gerade auch bei Verkehrskontrollen. Oft sind die Opfer schwarz. In der Vergangenheit lösten derart aus dem Ruder gelaufene Einsätze wiederholt heftige Proteste aus. So führte der Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 zu landesweiten Demonstrationen und teils gewaltsamen Ausschreitungen.