Politik/Ausland

Lehrer enthauptet, der Schülern Mohammed-Karikaturen zeigte

In Frankreich werden schreckliche Erinnerungen an die Welle an Terroranschlägen vor einigen Jahren wach: In Conflans-Sainte-Honorine, einer Kleinstadt nahe Paris, wurde am Freitagnachmittag einem Mann  auf offener Straße die Kehle durchgeschnitten – wohl, weil der Lehrer zuvor im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed hergezeigt hatte.

Wer der Täter war, ist bislang völlig unklar. Die Polizei soll auf den Mann in einem Nachbarort   aufmerksam geworden sein, weil er ein Messer in der Hand gehabt hatte; zudem sei er aggressiv und  bedrohlich gewesen. Weil er sich komplett unkooperativ verhalten habe, eröffneten die Beamten das Feuer und erschossen ihn, wie der Bürgermeister des Ortes bestätigte. Erst danach entdeckten die Polizisten die Leiche des Geschichtslehrers. „Das war unglaublich gewalttätig“, sagte Bürgermeister  Thibault Humbert gegenüber dem Fernsehsender BFM-TV.

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Tat nahe der Schule

Die Tat soll sich unmittelbar in der Nähe jener Schule ereignet haben, wo der Mann Geschichte und Geografie unterrichtet hat. Der Angreifer sei ein junger Mann im Alter von 18 Jahren gewesen, berichtete der Sender Franceinfo; er soll in Moskau geboren worden sein und Bilder aus dem Unterricht, wo die Karikaturen gezeigt wurden, auf Social Media gepostet haben. 

Dass er bei der Attacke „Allahu akbar“ – also arabisch für „Gott ist groß“ – geschrien hat, berichten Augenzeugen; bestätigt ist das aber nicht.

Französische Medien berichteten zudem, dass es an dem Collège in Conflans-Sainte-Honorine, wo das Opfer tätig war, Beschwerden gegeben haben soll  – eben weil der Lehrer seine Schüler mit Mohammed-Cartoons konfrontiert haben soll, um ihnen das Thema Meinungsfreiheit näherzubringen.

Terror-Ermittlungen

Dass es sich bei der Tat aber mit Sicherheit um ein  terroristisch motiviertes  Attentat handelt, bestätigte die Exekutive durchaus. Man ermittle wegen Mordes mit Terrorhintergrund, bestätigte die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft. Aus Angst vor einer Sprengstoffweste ist der Umkreis des Tatortes komplett abgesperrt worden, erklärte die Polizei.

Macron vor Ort

Innenminister Gérard Darmanin, der eine Marokko-Reise unterbrach und umgehend nach Paris zurückkehrte, kündigte zudem einen Krisenstab mit Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Jean Castex an. Macron besuchte den Ort des Anschlags noch am Abend. Die Politik reagierte umgehend. Dort  sprach er davon, dass der Ermordete „Opfer eines charakteristischen islamistischen Terroranschlags“ war: „Einer unserer Mitbürger wurde heute ermordet, weil er den Schülern freie Meinungsäußerung beibrachte.“

Frankreich wird seit Jahren von islamistisch motivierten Anschlägen erschüttert, insgesamt kamen dabei bereits mehr als 250 Menschen ums Leben. Erst vor wenigen Wochen waren zwei Angreifer erneut in die Räumlichkeiten des Satiremagazins Charlie Hebdo eingedrungen und hatte dort zwei Menschen mit einem Messer verletzt.

Die Attacke ereignete sich fünf Jahre nach dem verheerenden Anschlag auf das Magazin, das sich in die kollektive Erinnerung eingebrannt hat: Im Jänner 2015 waren islamistische Attentäter mit Maschinenpistolen in die  Redaktionsräume eingedrungen  und ermordeten dort elf Menschen brutal – auch, weil das Blatt Mohammed-Karikaturen abgedruckt hatte.

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