Rassismus in Italien: „Man spürt diese Spannungen überall“
In der Toskana kam es am Donnerstag erneut zu einem rassistischen Angriff. Zwei 13-jährige Buben schossen auf einen jungen Mann aus Gambia, der in einem Pfarrhof in Pistoia wohnt. „Sie schrien ,Hau ab, du Bastard‘ und feuerten los“, erzählt der Gambier. Die Burschen versuchten später gegenüber der Polizei ihren Angriff als „Lausbubenstreich ohne rassistische Absicht“ abzutun.
Von Nord bis Süd häufen sich seit Sommerbeginn rassistische Vorfälle. Für Aufsehen sorgte der Fall der italienischen Athletin Daisy Osakue, die in Moncalieri im norditalienischen Piemont angegriffen wurde. Die Diskuswerferin mit nigerianischen Wurzeln wurde aus einem vorbeifahrenden Auto von Unbekannten mit Eiern beworfen. Sie erlitt eine schwere Augenverletzung. Dennoch nimmt sie derzeit an der Leichtathletik-EM in Berlin teil.
Am 11. Juli war eine Gruppe von Nigerianern, die in der Stadt Latina südlich von Rom auf einen Bus wartete, von Unbekannten aus einem Auto mit einer Luftdruckpistole angeschossen worden. Zwei Nigerianer wurden verletzt. In Aprilia in Mittelitalien wurde ein Marokkaner, der angeblich ein Auto stehlen wollte, zu Tode geprügelt. In Palermo wurde ein afrikanischer Kellner von Jugendlichen niedergeschlagen. In Rom schoss ein Mann vom Balkon seiner Wohnung mit einer Luftdruckpistole auf ein einjähriges Roma-Mädchen und verletzte es lebensbedrohlich.
Staatspräsident Sergio Mattarella warnte: „Dies ist eine Barbarei und muss Empörung auslösen.“ Lega-Innenminister Matteo Salvini versucht, den rassistischen Hintergrund der Taten herunterzuspielen. Rückendeckung erhält er von seinem Regierungskollegen Luigi Di Maio, Chef der Fünf-Sterne. „Es besteht keinerlei Rassismus-Alarm in Italien. Dieses Argument wird von der Linken genutzt, um Salvini zu attackieren.“