Politik/Ausland

Türkei: Österreichischer Journalist und Erdogan-Kritiker verhaftet

Den österreichisch-türkischen Beziehungen stehen wieder einmal stürmische Zeiten bevor. Im Zuge des Vorgehens der türkischen Behörden gegen Journalisten und kritische Kräfte wurde am Dienstag ein österreichischer Journalist in Ankara verhaftet. Wie es seitens Reporter Ohne Grenzen hieß, wurde der Journalist Max Z. in den frühen Morgenstunden in Ankara festgenommen. Wie es von Behördenseite hieß, wird ihm die Unterstützung terroristischer Organisationen vorgeworfen – ein Standardvorwurf, der in den vergangenen Jahren gegen die allermeisten verhafteten Journalisten in der Türkei erhoben wurde.

Wie es hieß, liegt eine konkrete Anklageschrift aber noch nicht vor. Die Botschaft Österreichs in Ankara kümmere sich um den Fall, hieß es seitens der Journalistenorganisation. Eine offizielle Stellungnahme gab es aber noch nicht.

Der Festgenommene habe in Ankara seinen Master in Politikwissenschaften gemacht und als freier Journalist gearbeitet, so eine Sprecherin von Reporter Ohne Grenzen. Zu den Abnehmern des Journalisten zählten dabei vor allem linke Publikationen. Zuletzt war er vor allem für das in der Schweiz registrierte Onlineblatt re:volt.magazin tätig. Dabei hatte sich der Reporter auf vor allem zwei heiklen Themenfeldern bewegt: Kurdischen Belangen sowie der Politik der regierenden AK-Partei, die er aus einem linken Blickwinkel scharf kritisierte und in Artikeln als „Despotismus“ und „Unterdrückung“ bezeichnete. In einer Aussendung des re:volt.magazins hieß es: „Die Diktatur in der Türkei versucht alle Oppositionellen mundtot zu machen. Wir sind solidarisch mit all jenen, die trotz dieser Repression weiterhin für eine demokratische Türkei kämpfen!“

Laut dem Anwalt des Studenten seien die Männer zur Stunde noch nicht einvernommen worden. Laut dem türkischen Recht müssten sie bis Freitag formal angeklagt oder auf freien Fuß gesetzt werden, so der Anwalt laut dem ORF-Fernsehen. Alle drei Männer haben dem Anwalt zufolge nie an illegalen Aktivitäten teilgenommen. Offiziell sei nicht erklärt worden, warum die Männer festgenommen worden seien. Inoffiziell dürfte ihnen die Unterstützung terroristischer Organisationen vorgeworfen werden.

Seit dem Putschversuch im Juli 2016 gehen die türkischen Behörden mit extremer Härte gegen Journalisten vor. 150 Medienhäuser wurden geschlossen, Hunderte Journalisten verhaftet. Darunter immer wieder auch Korrespondenten ausländischer Medien – was zu intensiven Spannungen zwischen der EU und der Türkei führte.

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