Trotz Wahlpleite: Theresa May bekam Regierungsauftrag
Von Thomas Trescher Tom Schaffer Mathias Morscher Daniela Wahl Karl Oberascher Jürgen Klatzer Konrad Kramar Peter Temel
Die britische Premierministerin Theresa May hat von Königin Elizabeth II. den Auftrag zur Bildung einer neuen Regierung erhalten. "Ich habe soeben Königin Elizabeth II. getroffen und werde nun eine Regierung bilden", sagte May am Freitag in London. Diese Regierung werde "Sicherheit" geben und Großbritannien "in dieser für unser Land schwierigen Zeit" vorwärtsbringen.
May fügte hinzu, die neue Regierung werde Großbritannien aus der EU führen. Die Verhandlungen mit Brüssel über den Brexit sollten wie geplant in zehn Tagen beginnen. Das Datum 19. Juni hatte Brüssel vorgeschlagen. Man werde sich jetzt auf einen Brexit-Deal konzentrieren, der eine "neue Partnerschaft" mit der EU sicherstelle.
"Now let's get to work"
"Wir werden weiterhin mit unseren Freunden und Partnern, besonders in der DUP, zusammenarbeiten", sagte May bei einer Ansprache vor dem Regierungssitz Downing Street. In der kurzen Rede an der Seite ihres Mannes Philip kündigte sie erneut einen entschlossenen Kampf gegen islamistischen Extremismus an. Großbritannien war in den vergangenen Wochen von drei Terroranschlägen erschüttert worden. Die Premierministerin beendete ihr Statement mit den Worten: "Now let's get to work" ("An die Arbeit jetzt").
May wollte eigentlich mit der vorgezogenen Neuwahl die absolute Mehrheit der Konservativen im Unterhaus ausbauen und sich so Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen mit der EU geben lassen. Stattdessen verloren die Tories aber die Absolute. Am 20. Mai hatte May in Sozialen Netzwerken geschrieben: "Wenn ich nur sechs Sitze verliere, dann verliere ich diese Wahl, und Jeremy Corbyn wird mit Europa am Verhandlungstisch sitzen."
Die Wahl hat für ein "Hung Parliament" gesorgt - ein "Parlament in der Schwebe", in dem keine Partei eine absolute Mehrheit hat. Nach der Auszählung von 649 der 650 Wahlkreise kamen die Torys nur noch auf 318 Sitze. Dazugewinnen konnte Labour und erreichte vorläufig 261 Sitze. Verluste musste dagegen die linksseparatistische Scottish National Party (SNP) hinnehmen und kam auf 35 Sitze. Die Liberaldemokraten legten mit zwölf Mandaten dagegen nach ihrem Zusammenbruch 2015 wieder leicht zu. Die DUP kam auf zehn Sitze.
Partei | Sitze im Unterhaus | Stimmen | Stimmanteil (%) |
Conservative | 318 | 13.650.918 | 42,45 |
Labour | 261 | 12.858.644 | 39,99 |
Scottish National Party | 35 | 977.568 | 3,04 |
Liberal Democrat | 12 | 2.367.038 | 7,36 |
Democratic Unionist Party | 10 | 292.316 | 0,91 |
Sinn Féin | 7 | 238.915 | 0,74 |
Plaid Cymru | 4 | 164.466 | 0,51 |
Green | 1 | 524.604 | 1,63 |
Sonstige | 1 | 144.884 | 0,45 |
DUP signalisiert May Unterstützung
Der Wunsch-Koalitionspartner der Konservativen hat der britischen Premierministerin Theresa May Unterstützung in Aussicht gestellt. "Die Premierministerin hat heute morgen mit mir gesprochen und wir werden Diskussionen mit den Konservativen beginnen, wie wir in diesen Zeiten großer Herausforderungen dem Land Stabilität geben können", sagte die Vorsitzende der Democratic Unionist Party (DUP), Arlene Foster, am Freitag in Belfast.
Mit Hilfe der DUP-Abgeordneten hätten Mays Konservative im britischen Unterhaus eine knapp Mehrheit. Die DUP setzt sich dafür ein, dass Nordirland Teil des Königreichs bleibt und steht den Konservativen traditionell nahe.
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