Politik/Ausland

US-Wahl: Wer zwei von diesen drei Staaten holt, hat beste Chancen

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Wie schon vor vier Jahren dürfte sich die Präsidentschaftswahl in den Staaten des Mittleren Westens entscheiden. In Pennsylvania (20 Wahlmänner), Michigan (16) und Wisconsin (10) kam es jedoch nicht zuletzt wegen unterschiedlicher Regelungen im Umgang mit Briefwahlstimmen zu Verzögerungen bei der Auszählung. Derzeit (Stand 15:00 MEZ) liegt Trump in Pennsylvania voran, jedoch sind die Stimmen noch lange nicht ausgezählt. In Michigan und Wisconsin hat ihn Biden bereits überholt.

Vor allem dort wird deutlich, wie wenig aussagekräftig ein Wahlergebnis ist, wenn noch nicht alle Stimmen ausgezählt wurden: 21.000 Stimmen liegt Biden mittlerweile vorne, nachdem sein Rückstand in den Morgenstunden beträchtlich war. Der Grund: Briefwahlstimmen und Städte, die erst ausgezählt werden mussten. Und diese beiden Faktoren sind stark demokratisch gefärbt.

So könnte Biden auch Pennsylvania noch holen: Trump führt zwar mit 700.000 Stimmen, jedoch werden noch 1,4 Millionen Briefwahlstimmen ausgezählt. Und diese sind mit hoher Wahrscheinlichkeit zum allergrößten Teil demokratische Stimmen. Sollte Biden Pennsylvania holen, wäre ihm der Wahlsieg fast nicht mehr zu nehmen.

Doch es könnte bereits früher feststehen: Auch in Michigan, wo Trump früher sehr weit vorne gelegen war, holt Biden massiv auf.

Ebenso knapp wird es in North Carolina (15 Wahlmänner): 95 Prozent der Stimmen sind ausgezählt, Trump liegt 1,4 Prozentpunkte vor Biden, in Georgia (16), führt Trump um drei Prozentpunkte (Auszählungsgrad: 91%), dabei fehlen noch viele Stimmen aus Atlanta.

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In der Früh haben sich beide Kandidaten siegessicher gegeben, obwohl das Ergebnis noch nicht klar war. Amtsinhaber Donald Trump sprach Mittwochfrüh auf Twitter von einem „großen Gewinn“ und warf seinen politischen Gegnern vor, sie versuchten, „die Wahl zu stehlen“. Der Kurznachrichten-Dienst fügte diesem Tweet einen Warnhinweis hinzu. Herausforderer Joe Biden sagte: „Wir glauben, dass wir auf dem Weg sind, diese Wahl zu gewinnen.“

Republikaner-Staaten lassen sich bei Briefwahl Zeit

Dass Trump versucht, den Sieg für sich zu reklamieren, ohne dass alle Briefwahlstimmen ausgezählt sind, muss man auch vor folgendem Hintergrund sehen: In jenen umkämpften Staaten, die von Republikanern regiert werden, hat man bewusst die Gesetze so gehalten, dass eine Auszählung erst am Wahltag möglich ist - und nicht schon vorab. Die Zitterpartie ist somit auch politisch gewollt.

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Der Demokrat rief seine Anhänger zur Geduld auf. Es könne womöglich noch dauern, bis ein Ergebnis im Rennen zwischen ihm und Trump feststehen werde. „Es ist nicht vorbei, bevor nicht jede Stimme gezählt wurde“, betonte Biden in seiner Heimatstadt Wilmington im US-Bundesstaat Delaware.

Nach einer langen Wahlnacht stand das Ergebnis in mehreren US-Staaten noch aus, darunter auch im besonders heftig umkämpften Mittleren Westen. Biden konnte zwar zum Teil besser abschneiden als Hillary Clinton vor vier Jahren, verfehlte aber den in seiner Demokratischen Partei erhofften klaren Wahlsieg. So konnte Trump wie vor Jahren erneut in Florida, Texas, Ohio und Iowa gewinnen.

In den meisten der 50 US-Staaten sowie dem Hauptstadtbezirk Washington D.C. blieb es bei den Mehrheitsverhältnissen von 2016. So erzielte Trump erneut Mehrheiten in Oklahoma, Tennessee oder Kansas, während Biden in New York, Illinois und Kalifornien gewann. Hingegen zeichnete sich ab, dass Biden anders als 2016 Arizona für die Demokraten erringen könnte.

Im bevölkerungsreichen Florida, wo 29 Wahlleute zu vergeben waren, schnitt Trump nach ersten Analysen von US-Medien vor allem in Bezirken mit hohem Latino-Anteil gut ab. Im Bezirk Miami-Dade erzielte Biden weniger Stimmen als erhofft - möglicherweise waren bei Bürgern mit kubanischer Herkunft Trumps wiederholte Warnungen vor vermeintlich sozialistischen Bestrebungen in der Demokratischen Partei wirksam.

Die Bürgerinnen und Bürger der USA waren am Dienstag aufgerufen, den Präsidenten, die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie rund ein Drittel der 100 Mandate im Senat neu zu bestimmen. Zudem gab es in vielen Bundesstaaten regionale Abstimmungen. Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt, sondern von einer Versammlung von Wahlleuten, dem Electoral College. Wer die Mehrheit in einem Bundesstaat gewinnt, erhält alle Wahlleute dieses Staates, deren Zahl sich nach der Bevölkerungsgröße richtet. Diese wählen dann am 14. Dezember den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Im Senat bekamen die Hoffnungen der Demokraten auf eine Mehrheit in der Staatenkammer einen Dämpfer. In mehreren Staaten gelang es ihnen nicht, republikanische Amtsinhaber zu verdrängen. Die Demokraten gewannen erwartungsgemäß einen Sitz dazu und verloren einen. Im Senat hielten die Republikaner bisher eine Mehrheit von 53 der 100 Sitze.