Söder stellt sich hinter Kanzlerkandidat Merz: Die betonte Aussöhnung
Von Johannes Arends
Deutsche Medien hatten am Dienstagmorgen noch mit einer “Konfrontation“ gerechnet. Mit dem großen Duell zwischen CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkandidatur der Union.
Ausgelöst hatte die Spekulationen der Parteifreund Hendrik Wüst, Ministerpräsident des größten deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, der sich am Montagabend selbst aus dem Rennen genommen hatte und nun Merz unterstützt.
Um 12.00 Uhr dann die Überraschung: Merz und Söder traten gemeinsam vor die Mikrofone – in Berlin, wo sich der Bayer schon seit Sonntag aufgehalten haben soll. Söder war dann auch als Erster am Wort: “Um es kurz zu machen: Die K-Frage ist entschieden. Friedrich Merz macht“s. Ich bin damit fein und unterstütze dies ausdrücklich.“
Betont sachlich erklärte Söder, dass sowohl Merz als auch er selbst über gute Umfragewerte verfügen. “Historisch gesehen ist es aber so, dass die CDU als größere Schwester das klare erste Zugriffsrecht hat“.
"Wichtigste Personalfrage der deutschen Politik"
Es waren ganz andere Töne als noch vor der letzten Bundestagswahl 2021, als Söder wochenlang offen den damaligen CDU-Kandidaten Armin Laschet herausgefordert hatte. Er habe ein Versprechen abgegeben, so Söder, dass sich das nicht wiederholen werde, “und ich halte Wort“.
Auch Merz betonte die neue Einigkeit und die “persönliche Wertschätzung“ füreinander. Erst die jüngsten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, bei denen die AfD deutlich zugelegt hatte, hätten verdeutlicht, wie wichtig Stabilität innerhalb der Union sei.
"Denn die Union ist in Teilen unseres Landes die letzte verbliebene Volkspartei der demokratischen Mitte“, so Merz. Söder erhob das Amt des CDU/CSU-Spitzenkandidaten gar zur “wichtigsten Personalfrage der deutschen Politik“.
Beide hätten deshalb schon über Monate “ausführlich und offen“ gesprochen, wie man am besten zusammenarbeiten könne. “Denn beide Parteivorsitzenden bilden das Zentrum der Union“, so Söder, der noch einen Seitenhieb auf Hendrik Wüst einstreute, dem die CSU vorwirft, sich nur „wichtig gemacht“ zu haben: “Es gibt viele Ministerpräsidenten der Union, aber nur zwei Parteivorsitzende.“
Der härtere Migrationskurs der CDU habe "eine Wunde geheilt"
Was aber hat sich in den vergangenen drei Jahren verändert im Binnenverhältnis zwischen CDU/CSU? Söder gab eine klare Antwort: “Wir sind wieder zusammen in der zentralsten Frage, die uns seit 2015 gespalten hat: Migration.“
Der inzwischen deutlich härtere Kurs der CDU habe “eine Wunde geheilt“, so Söder: “Wir haben keine Streitigkeiten mehr. Das tut einfach gut.“
Trotzdem soll Migration laut Merz nicht das Hauptthema des nächsten CDU-Wahlkampfes werden – wohl aus Angst, dabei Wähler an die AfD zu verlieren. Stattdessen solle die „prekäre wirtschaftliche Situation in Deutschland“ im Vordergrund stehen. Das werde man nun ausarbeiten.
Zwar müssen die Vorstände beider Parteien Merz’ Kandidatur am Montag beschließen, doch er selbst meinte: „Wir können ab sofort in den Wahlkampf starten.“ Süffisanz dagegen ertöte aus Kasachstan, wo SPD-Kanzler Olaf Scholz am Dienstag am Rande eines Staatsbesuchs erklärte, Merz als Union-Kandidat sei ihm „Recht“.