Politik/Ausland

"Borat"-Star Sacha Baron Cohen hielt Wutrede gegen Facebook

Der britische Schauspieler Sacha Baron Cohen ist für die meisten Menschen bekannt als "Borat", "Ali G" oder "Brüno". Am Samstag ist er, wie er selber sagt, als seine "am wenigsten populäre Figur" aufgerten, nämlich als sich selbst. In seiner Rede bei einer Veranstaltung der amerikanischen Anti-Defamation League (ADL) in New York rechnete der Schauspieler mit Internetgiganten wie Facebook oder Google brutal ab. 

"Unsere pluralistischen Demokratien stehen am Abgrund“, formulierte der 48-Jährige. Den Portalen warf er vor, die „größten Propaganda-Maschinen der Geschichte“ zu sein und Hass und Gewalt zu fördern. Dagegen und auch gegen Verschwörungstheorien werde viel zu wenig unternommen.

"Leider wird es Rassisten, Antisemiten und Kinderschänder immer geben“, so der Brite, „aber ich denke, wir sind uns einig, dass wir Fanatikern und Pädophilen keine kostenlose Plattform bieten sollten, um ihre Ansichten zu verbreiten und ihre Opfer zu erreichen.“

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Hätte es in den 1930er-Jahren schon das Online-Netzwerk Facebook gegeben, hätte Adolf Hitler dort problemlos antisemitische Werbeanzeigen schalten können, sagte Cohen. Mit diesem drastischen Beispiel kritisierte der Schauspieler den Facebook-Konzern für seinen Umgang mit politischer Werbung. „Solange du bezahlst, wird Facebook alle politischen Anzeigen schalten, die du willst - auch wenn sie Lügen enthalten“, sagte Cohen bei der Konferenz über Hassrede und Antisemitismus in New York.

Cohen: Werbeanzeigen müssen überprüft werden

Er appellierte an den US-Konzern, Werbeanzeigen vor ihrer Veröffentlichung auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Enthielten sie Falschnachrichten, solle der Konzern dem Werbekunden das Geld zurückgeben und sie nicht veröffentlichen, forderte der Schauspieler.

Facebook befürwortet Regeln für politische Werbung

Für politische Werbeanzeigen im Internet sollte der deutsche Gesetzgeber aus Sicht des US-Konzerns Facebook verbindliche Regeln aufstellen. "Ob eine Anzeige politisch ist und wer politische Werbung schalten darf, ist nicht einfach zu definieren. Wir glauben, dass gesetzliche Vorgaben in diesem Bereich notwendig sind, und bringen uns gerne in Gespräche dazu ein", sagte eine Sprecherin gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Nach dem Stopp politischer Anzeigen bei Twitter hatte auch Google am Donnerstag mitgeteilt, die Möglichkeiten zur gezielten Platzierung von Wahlwerbung einzuschränken. In einem weiteren wichtigen Schritt betonte Google, dass falsche Angaben in jeglicher Werbung gegen die Regeln der Plattform verstießen - auch wenn es um Politik geht. Das betreffe zum Beispiel auch manipulierte Medien wie Videos.

Facebook hatte in den USA zuletzt heftige Diskussionen mit der Ankündigung ausgelöst, auch nachweislich falsche Beiträge von Politikern auf der Plattform zu lassen, um sich nicht in den politischen Prozess einzumischen.

Cohen habe die Grundsätze des Online-Netzwerks „verdreht“ dargestellt, ließ Facebook verlauten. „Hassreden sind auf unserer Plattform verboten“, erklärte ein Sprecher. „Niemand - einschließlich Politikern - darf Hass, Gewalt oder Massenmord auf Facebook befürworten und propagieren.“