Politik/Ausland

Warum Australien so erbittert um seinen Nationalfeiertag streitet

Tag der Freude oder Tag der Schande? Der kontroverse Nationalfeiertag "Australia Day" hat am Freitag in Down Under wieder landesweite Proteste ausgelöst. Mit dem Tag wird der Ankunft der ersten britischen Flotte in Sydney Cove am 26. Jänner 1788 gedacht, in deren Folge das Land kolonisiert wurde. 

"Invasion Day" heißt der Tag daher bei der indigenen Bevölkerung. Mit der Ankunft der Europäer verbindet sie vor allem Gräueltaten und ihre eigene Enteignung. Tausende, Indigene und Weiße, versammelten sich darum in Städten wie Melbourne, Brisbane und natürlich Sydney zu Kundgebungen. 

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In der Hauptstadt Canberra riegelte die Polizei das Parlament ab, nachdem Protestierende vor dem Gebäude Absperrungen durchbrochen hatten - darunter pro-palästinensische Aktivistinnen und Aktivisten, die gegen den die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen protestierten.

Indigene feiern Zehntausende Jahre alte Kultur

Vielerorts feierten Indigene hingegen ihre Kultur mit Tänzen und Gesängen. "Dies war und wird immer das Land der Aborigines sein", skandierten Teilnehmer bei einem Protestzug in Sydney. Die Indigenen machen knapp vier Prozent der rund 26 Millionen Australierinnen und Australier aus. 

Auch Premierminister Anthony Albanese nahm an einer Zeremonie von Ureinwohnern teil. "Die Aborigines und die Bewohner der Torres-Strait-Inseln kümmern sich seit über 65.000 Jahren um dieses Land", schrieb er auf X. "Ihre Kultur und ihre Verbundenheit zum Land bereichern unsere Nation bis heute."

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Viele Australier begingen den Feiertag aber wie gewohnt mit Familie und Freunden beim Grillen oder am Strand.

Zwischen Verlegen und Abschaffen

Was aber fordern die Gegner des "Australia Day"? Einige wünschen sich, dass das Datum geändert wird - möglichst auf einen Tag, der symbolisch die Vielfalt der australischen Bevölkerung widerspiegelt. Andere wollen eine vollständige Abschaffung des Nationalfeiertags.

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"Wir glauben, dass es keinen Tag im Kalender gibt, an dem es keine Massaker und Gewalt gegeben hat", zitierte der Sender ABC die Indigene Tarneen Onus Browne, die die Demonstration in Melbourne organisiert hat. "Das versuchen wir jedes Jahr klar zu machen - und wir wollen damit auch dem Mythos dieser Kolonie und ihrer Entdeckung ein Ende setzen."

Auch Pat Cummins, Kapitän des Cricket-Nationalteams und als solcher eine große Nummer in Australien, hatte sich zuletzt gegen den 26. Jänner ausgesprochen. "Ich liebe Australien über alles, es ist bei Weitem das beste Land der Welt", sagte der Sportstar. "Wir sollten einen Australia Day haben, aber wir können wahrscheinlich einen geeigneteren Tag finden, um ihn zu feiern."

Die Labour-Partei von Albanese schließt eine Verlegung des Nationalfeiertags jedoch aus. 

Späte Entschuldigung bei den Indigenen

Für das Leid der Ureinwohner gab es erst 2008 eine offizielle Entschuldigung durch den damaligen Premierminister Kevin Rudd, der um Vergebung für das erlittene Unrecht bat. Viele Jahrzehnte lang wurden früher Aborigine-Kinder ihren Eltern entrissen und mussten in Heimen oder bei weißen Familien aufwachsen. 

Zehntausende Mädchen und Buben waren betroffen, in Australien werden sie als "Stolen Generation" (gestohlene Generation) bezeichnet.