Politik/Ausland

Zahlen, bitte: Alfons Schuhbecks tiefer Fall

Alfons Schuhbeck, wie er seelenruhig den weltbesten Schweinsbraten ins Rohr schiebt. Mit der Schwarte nach unten für die erste Stunde „in den Ofen nei“ – so wird er am besten. Der Star-Koch, der im ungetrübten Bayrisch jeden Semmelknödel in seine Spurenelemente zerlegen kann – das ist Alfons Schuhbeck, so kennt ihn die "Society" in München und das deutsche TV-Publikum im ZDF seit mehr als 30 Jahren. 

Aber Schuhbeck, der Straftäter? Mehr als 2,3 Millionen Euro soll Schuhbeck zwischen 2009 und 2015 hinterzogen haben. Das Landgericht München verurteilt ihn deshalb zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten, ohne Bewährung. Zudem ordnet das Gericht die Einziehung von rund 1,2 Millionen Euro an. Ob Schuhbeck in Revision geht, ist noch unklar. Der 73-Jährige sieht an diesem Donnerstagmorgen mitgenommen aus. Unter den Augen dunkle Ringe, sein Blick wandert nervös im Gerichtssaal umher.

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"Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes"

Am Ende des Verfahrens hat er sich noch einmal reuig gezeigt. "Ich weiß, dass es falsch war, was ich getan habe", sagte der 73-Jährige – und zog bittere Bilanz. "Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes."

Begonnen hatte Schuhbeck seine Karriere ebenso bescheiden, wie sie jetzt vielleicht endet. Geboren als Alfons Karg im Chiemgau, macht der junge Bayer zunächst eine Ausbildung zum Fernmeldetechniker und spielt nebenbei in einer Showband. Erst bei einem Auftritt in Waging lernt er den kinderlosen Gastwirt Sebastian Schuhbeck – seinen späteren Adoptivvater – kennen. Schuhbeck überantwortet seinem neuen Ziehsohn das "Kurhausstüberl". Es folgen Lehrjahre in London, Paris und bei Eckart Witzigmann in München. 1989 kürt ihn der Gault Millau zum „Koch des Jahres“. Schuhbeck expandiert nach München, kocht für den FC Bayern und im Bayerischen Rundfunk.

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Fernsehkoch-Promi und "harter Hund"

Im ZDF gehört er bei Johannes B. Kerner zum festen Köche-Inventar – als eigentlicher Chef de Cuisine.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Vergangenes Jahr meldet Schuhbeck mit mehreren seiner Restaurants Insolvenz an. Die neue Firma "Schuhbecks Company GmbH" gehört dem Starkoch laut Spiegel nicht mehr.

Aber Schuhbeck hat eben mehr als nur schlecht gewirtschaftet. Er hat – so urteilte das Landesgericht München – rund 2,36 Millionen Euro an Steuern hinterzogen. Nicht aus Gier, wie sein Anwalt beteuerte, sondern um sein Unternehmen und die Arbeitsplätze zu retten.

Schuhbecks Geständnis wertete das Gericht am Donnerstag als positiv, wenn auch mit Einschränkungen. Nach der umfassenden Aussage eines Mitgeklagten habe sich Schuhbeck veranlasst gefühlt, seinerseits ein Geständnis zu machen. Um Bonuspunkte zu sammeln, wie es die Richterin formulierte.

Allerdings zeichnete die Richterin den Koch nicht nur als bösen Straftäter. Sie verlas in der Verhandlung einen Brief, den Beschäftigte Schuhbecks an das Gericht geschrieben hatten mit der Bitte, soweit wie möglich Milde walten zu lassen. Er sei zwar auch ein "harter Hund", wenn es etwa um den Service gehe, schrieben die Angestellten. Gleichzeitig habe er eine Engelsgeduld und immer ein offenes Ohr. "Man konnte sich auf ihn verlassen. Nur ungern würden wir unseren Chef, unseren Alfons, verlieren."

Das Urteil in den deutschen Medien ist am Donnerstag dennoch schnell gesprochen. "Die Nation lehnt sich zurück und schaut zu - Dramen, die das Leben schreibt, sind immer noch die besten. Stars, ob im Sport oder am Herd, gönnt man, wenn sie unsanft auf dem Boden der Realität landen", schreibt der Weser Kurier. "Je abgehobener sie zu sein scheinen, desto mehr."