Politik/Ausland

500.000 Corona-Tote in Brasilien: Proteste gegen Bolsonaro

In Brasilien hat die Zahl der Corona-Toten eine neue symbolische Schwelle überschritten: Seit Beginn der Pandemie sind nach Angaben der Regierung eine halbe Million Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Gesundheitsminister Marcelo Queiroga schrieb am Samstag im Onlinedienst Twitter: "500.000 Menschen sind wegen der Pandemie gestorben, die unser Brasilien und die Welt betrifft."

Queiroga machte keine Angaben zu den Todesfällen der vergangenen 24 Stunden und nannte daher auch keine genaue Gesamtopferzahl. Bis Freitag hatte das Gesundheitsministerium 498.499 Corona-Tote verzeichnet. Brasilianische Medien zählten unter Berufung auf Angaben aus den Bundesstaaten bis Samstagnachmittag 500.022 Todesfälle.

Zehntausende auf den Straßen

Aus Protest gegen das Corona-Krisenmanagement von Staatspräsident Jair Bolsonaro sind am Samstag zehntausende Brasilianer auf die Straße gegangen. Die Demonstrationen fanden in mehr als 20 Hauptstädten brasilianischer Bundesstaaten statt, darunter Rio de Janeiro, Brasília, Recife und São Paulo.

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Bolsonaro wird vorgeworfen, durch eine Verharmlosung der Pandemie die rasante Ausbreitung des Coronavirus befördert zu haben. Er hatte die von dem Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 als "kleine Grippe" bezeichnet und Maßnahmen von Bundesstaaten und Kommunen zur Eindämmung des Virus auch wegen ihrer Auswirkungen auf die Wirtschaft kritisiert.

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Zudem zog Bolsonaro, der im kommenden Jahr eine Wiederwahl anstrebt, die Wirksamkeit der Impfstoffe in Zweifel. Die brasilianische Impfkampagne kommt vor allem wegen Lieferengpässen nur schleppend voran.

Heftige zweite Welle

Brasilien gehört zu den am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern der Welt. Nur in den USA gibt es noch mehr Todesfälle. 303.550 der Todesfälle in Brasilien, also mehr als 60 Prozent, wurden in diesem Jahr verzeichnet. Das größte Land Lateinamerikas war zu Jahresbeginn von einer heftigen zweiten Infektionswelle erschüttert worden, zwischenzeitlich wurden täglich mehr als 4.000 Tote verzeichnet.

Inzwischen deuten steigende Infektionszahlen auf eine dritte Welle hin. In den vergangenen sieben Tagen lag die durchschnittliche Zahl der Todesfälle jeweils bei über 2.000.