Mercedes-S-Klasse: S wie superior
Von Sandra Baierl
Schon im September war es so weit: Daimler-Vorstandschef Ola Källenius präsentierte die neue Mercedes-S-Klasse. Nach sieben Jahren löst das Modell 223 den Vorgänger 222 ab. Ein traditionell großer Moment für den Konzern: Die S-Klasse markiert seit jeher Meilensteine in der Automobilgeschichte, sie ist der Inbegriff für deutsche Ingenieurskunst und im Selbstverständnis der Mercedes-Entwickler „das beste Auto der Welt“. Der Konzern packt alle Innovationen in sein Vorzeige-Auto, in der Vergangenheit waren das etwa die Sicherheitskarosserie (1959), ABS (1978), Airbag (1981) oder das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP (1995) – Technologien, die es jeweils erstmals gab, und die später in (fast) jedem Auto zum Einsatz kamen. Ola Källenius spricht in diesem Zusammenhang vom S-Klasse-Effekt: Die Luxuslimousine ziehe die gesamte Marke nach oben.
Neu und wegweisend
Was ist also diesmal bahnbrechend anders in der S-Klasse?
- Erstmals geht die zweite Generation von MBUX, den digitalen Bedienelementen, an den Start. Wir erleben fünf Bildschirme an Bord. Das 3-D-Fahrer-Display ermöglicht eine räumliche Szenenwahrnehmung. Beeindruckend ist auch das riesige Head-up-Display mit Augmented-Reality (77 Zoll Diagonale). Bei der Navigation werden etwa animierte Abbiegepfeile virtuell auf der Windschutzscheibe über die Fahrbahn gelegt.
- Mithilfe von Kameras in der Dachbedieneinheit erkennt der MBUX-Assistent unsere Wünsche. Dabei interpretiert er Kopfrichtung, Handbewegungen und Körpersprache und reagiert darauf. Wenn der Fahrer etwa nach hinten blickt, öffnet sich das Sonnenrollo der Heckscheibe automatisch.
- Erstmals gibt es in der S-Klasse Fondairbags für die Insassen auf den äußeren Rücksitzplätzen.
- Bei einem seitlichen Aufprall gegen das Fahrzeug wird die Karosserie vor dem Crash innerhalb von Zehntelsekunden 8 cm angehoben, damit der Stoß in den Fahrzeugboden gelenkt wird. Möglich macht das ein Radarsystem.
Kommen wir zum Fahren: Angenehmer als in einer S-Klasse kann man nicht unterwegs sein. Das Auto umschmeichelt – mit jedem seiner Ausstattungsmerkmale. Das Fahrwerk ist wolkenweich, der Wendekreis durch die dynamische Hinterachslenkung (Lenkwinkel 10°) fantastisch klein. Im Fahrzeuginneren ist es flüsterleise. Die noblen Sitze haben bis zu 19 Motoren, netterweise zehn (wärmende und kühlende) Massageprogramme. Der Fahrersitz „umarmt“ den Fahrer in Kurven, heißt, die Seitenpolsterung gibt Halt. Fünf Fondsitzvarianten schaffen Arbeits- oder Ruheplätze. Neu ist das beheizbare Zusatzkissen für die Kopfstütze.
Die wichtigsten Daten: Anfangs gibt es die S-Klasse in vier Varianten, ab 112.420 Euro (S350d). Unsere getestete Version S400d 4MATIC, Langversion, 330 PS, 700 Nm, mit Extras kostet 172.824 Euro.
Die 11. Generation
Die Tradition der S-Klasse von Mercedes-Benz reicht bis zu den Anfängen der Marke zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Die Ahnenreihe der S-Klasse beginnt mit dem Typ 220 aus dem Jahr 1951. Die Bezeichnung „S-Klasse“ wird aber erst 1972 mit der Baureihe 116 offiziell eingeführt. Jedes Modell prägt seither die Automobilentwicklung seiner Epoche mit. In das Premium-Fahrzeug packt der Konzern alle Innovationen, die dann oft zum Maßstab für anderen Modelle werden. Im September 2020 präsentierte Mercedes die neueste S-Klasse der 11. Generation (Baureihe 223), seit Dezember wird sie an Kunden ausgeliefert. Seit dem Typ 220 von 1951 bis hin zur Baureihe 222 sind insgesamt rund 4 Millionen Limousinen der S-Klasse produziert worden
Motor: 9-Gang Tronic, 2.925 cm3
243 kW, 330 PS, 700 Nm
Kraftstoffverbrauch: 7,5 Liter
Beschleunigung: 0-100 km/h in 5,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Länge: 5.289 mm, Breite: 1.954 mm
Radstand: 3.216 mm
Preis unseres Testwagens: 172.824 Euro.
4 Versionen
Die neue S-Klasse wird zum Start als S 500 4MATIC, als 350d, als S 350d 4MATIC und als S 400d 4MATIC angeboten;
31 Lautsprecher und 8 Körperschallwandler hat das Soundsystem; die Software versteht 27 Sprachen; 19 Motoren sind im Beifahrersitz eingebaut; es gibt 10 Massageprogramme