Mercedes EQB: Was kann das Elektro-SUV nach dem Update?
Von Bernhard Gaul
136 Jahre ist es jetzt her, als Martha Benz von Mannheim nach Pforzheim und zurück 106 Kilometer mit dem ersten Mercedes, eigentlich mit dem ersten Auto überhaupt, unterwegs war. Ein dreiviertel PS mit einem 0,9-l-Ottomotor, Topspeed 16 km/h.
Martha hätte gewiss ihren Spaß am heutigen Modell gehabt: Der Mercedes EQB erblickte 2021 das LED-Licht der Welt, jetzt gibt es eine rundum erneuerte Version, Facelift sagt man dazu, und wörtlich meint das ein Lifting wie beim Chirurgen.
Eines gleich vorweg: Wir fanden das Auto einfach toll. Super zum Einsteigen, ein herrlich großer Kofferraum, in der hinteren Reihe haben auch große Menschen entspannt Platz bei langen Fahrten, richtig cool war die Spritzigkeit des Wagens, die man seelenruhig schlummern lassen kann (zwei Motoren, Allrad!), im Wissen, die volle Leistung jede Sekunde abrufen zu können, verzögert wird da beim Durchtreten des Strompedals nichts, der zieht sofort ab.
Hinterm Lenkrad sind links und rechts Schaltpaddles, mit denen man die drei Rekuperationsstufen einstellen kann, mit maximaler Rekuperation wird das One-Pedal-Driving möglich, da beschleunigt und bremst man mit dem Gaspedal, was beim Autotest vor allem in der Stadt und in Nebenstraßen als extrem angenehm wahrgenommen wurde. Ach ja, und anders als beim großen Bruder, dem EQE SUV, ist die Sicht nach vorne und über die Motorhaube exzellent. Ach ja, das Facelift hat den EQB mit einer optionalen Anhängerkupplung ausgestattet, mit bis zu 1700 kg Anhängelast und 80 kg Stützlast.
Positiv aufgefallen ist das MBUX genannte Infotainment- und Navigationssystem. Der Sound war im getesteten Burmester-Soundsystem natürlich ohne Beanstandung. Das System kann per Sprache bedient werden, mit Fingerspitzengefühl über Touchscreen und auf Wunsch werden sogar natürliche Gesten erkannt. Speziell das Navigationssystem ist auf der Höhe der Zeit, per Sprachbefehl gibt man sein Fahrziel ein und das MBUX zeigt nicht nur die schnellste Strecke, sondern auch welche Ladestationen wie lange angesteuert werden sollen. Beim Test Wien - Linz - Wien klappte das einwandfrei.
Einmal den Resume-Knopf am Lenkrad gedrückt, erkennt das System die erlaubte Fahrgeschwindigkeit und stellt den Tempomaten sogar vorausschauend auf die richtige Geschwindigkeit ein. Das klappt im Stadtverkehr wie Überland und auf der Autobahn eigentlich sehr gut, die 100 Prozent können nur nicht erreicht werden, weil so ein Schild mit einem neuen Tempolimit schnell aufgestellt ist, das kann das Auto nicht immer sehen.
Das gefällt
Auto von außen & Auto von innen; Spritzigkeit & Gemächlichkeit, angenehmes Aus- & Einsteigen, sehr einfach zu bedienendes Navigations- und Entertainmentsystem. Sprachsteuerung, Routenplanung mit Ladestopps, Übersichtlichkeit beim Fahren
Das gefällt nicht
Man bekommt zwar keine Reichweitenangst, aber 400 Kilometer für knapp 70k Euro? Dafür wirkt das Laden mit konstanten 100 kW Leistung nur auf den ersten Blick als zu gering. In der Praxis stellt es kein Problem dar
Die Daten
4,68 m lang, 1,8 m breit, 1,6 m hoch. 11,6 m Wendekreis. Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, Beschleunigung
0-100 km/h 8,0 s;
Leergewicht 2165 kg;
Preis: Basisversion knapp 48.000 Euro, in der getesteten Version (Österreich-Paket mit AMG Line Premium und Schiebedach) inkl. Steuern bei 72.200 Euro
Noch kurz zum Innenraum, in dem sich alles sehr wertig angreift, angenehme Sitze, viel Carbonlook und echtes Metall. Vier USB-C-Stecker vorne und zwei hinten, aber kein induktives (kabelloses) Laden.
Wir haben den EQB 300 4 Matic (Allrad) getestet, das mittlere Modell, knapp 230 PS und 390 Nm Drehmoment, mit einer nutzbaren Batterie von 66,5 Kilowatt (knapp unter 400 km Reichweite) und einer Ladeleistung von ziemlich konstanten, aber auch maximalen 100 kW. Zugegeben, das ginge auch größer und schneller, dennoch kann man den EQB als Familienauto wärmstens empfehlen.