Motor

Mercedes, BMW, Tesla: Plötzlich haben die Deutschen die Nase vorne

Vergangene Woche gab es ein kleines Wettrennen um die Vorreiterrolle bei den selbstfahrenden Autos. BMW ließ in Lissabon erstmals den neuen i5 mit Sondergenehmigung auf den portugiesischen Straßen „selbst“ fahren und die anwesenden Journalisten durften ausprobieren, wie es sich anfühlt, mit Level-2+ - ohne Hände am Lenkrad - ein Überholmanöver auf der Autobahn zu erleben.

Mercedes preschte zeitgleich mit einer Meldung hinaus: „Revolution beim automatisierten Fahren: Mercedes-Benz kündigt Drive Pilot Verkaufsstart in den USA an – weltweit erstes zertifiziertes System nach Level 3.“ Bedeutet: Der Drive Pilot übernimmt die dynamische Fahraufgabe und erlaubt es dem Fahrer, sich Nebenaktivitäten zu widmen. Das System wird in Kalifornien und Nevada für die Modelle EQS und S-Klasse bestellbar sein; die ersten Fahrzeuge werden ab Ende 2023 auf den amerikanischen Straßen fahren. Also: selbst fahren. Und auch BMW wird noch dieses Jahr Level-3 bei ihrer 7er-Reihe in Deutschland einführen, dafür hat man die Zulassung vom zuständigen Kraftfahr-Bundesamt bekommen.

Nochmals zum Verständnis: Level-3-autonomes-Fahren bedeutet, der Fahrer kann Hände und Aufmerksamkeit vom Auto und der Straße wegnehmen und darf E-Mails bearbeiten oder Videos schauen. Und: die Haftung dafür übernehmen die Autohersteller. Das ist ein Paradigmenwechsel.

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Bemerkenswert daran ist: Seit zwei Jahrzehnten forscht die Autoindustrie nun schon am selbstfahrenden Auto. Es gab sehr große Versprechungen und sehr viele Rückschläge, immer wieder wurde das selbstfahrende Auto angepriesen und kam nie so, wie es versprochen war. Jetzt allerdings gelingen den Autobauern entscheidende Meilensteine.

Noch bemerkenswerter ist: Es sind zwei deutsche Autokonzerne, denen dieser Schritt in ihren Serienfahrzeugen gelingt. Nicht die Amerikaner, nicht die Asiaten. Auch nicht Tesla, die ja als Auto-Start-up mit dem Versprechen gegründet wurden, das selbstfahrende Auto zu entwickeln - und dessen Aktienkurs in der Geschichte immer wieder unter dem Nicht-Einhalten dieses Versprechens gelitten hat. Neben Mercedes und BMW muss man hier fairerweise auch noch Google (und Tochter Waymo) und GM (mit Tochter Cruise) nennen, die mit ihren Selbstfahr-Tests in San Francisco für Aufsehen sorgten – Allerdings mit Einschränkungen: sie fahren nur auf festgelegten Routen mit eingeschränkter Geschwindigkeit.

Was BMW und Mercedes da jetzt mit ihren Serienfahrzeugen hinlegen, ist eine echte Vorgabe für die gesamte Autobranche. Und zeigt, dass die großen deutschen Autobauer im ersten Moment zwar vielleicht etwas langsamer in ihrer Entwicklung sind, dann aber doch die Kraft und Qualität haben, bei großen Neuerungen vorne dabei zu sein. Ein klares Zeichen dafür, dass das Match um die Vorreiterschaft in der Autobranche noch länger nicht entschieden ist.