Unsere ganze Gesellschaft im Stresstest
Seit dem „Lockdown“ in Österreich sind gerade einmal sechs Wochen vergangen. Sechs Wochen? Unfassbar. Es scheint eine kleine Ewigkeit her zu sein, seit unser „normales“ Leben weggesperrt wurde. Ein Leben mit Schulbetrieb für die Kinder, Arbeitsalltag IM Büro, mit Kino, Theater, Konzerten, Sport, Spiel, Spaß und einer florierenden Wirtschaft.
„Ich will mein Leben zurück“, so der Aufschrei einer Freundin, die schier verzweifelt. Ein Job, der im Homeoffice noch fordernder als sonst ist – mit drei Schulkindern zwischen 6 und 12 Jahren daneben und einem Mann, der unrund läuft, weil er nach Monaten der Arbeitslosigkeit versucht, sich als Selbstständiger eine Existenz aufzubauen. Aber: Sie sind gesund, haben ein Dach über dem Kopf, ihre Wohnung ist geräumig und auch der Kühlschrank ist gut bestückt. Und selbst wenn die Nerven noch so blank liegen, wird in dieser Familie maximal geschrien, geschlagen niemals.
Was für eine Hölle müssen Kinder, Frauen und auch Männer in Familien, wo Gewalt schon in „normalen“ Zeiten droht, jetzt durchmachen?
Wo holen sich die Hunderttausenden Menschen, die in Österreich ihren Job verloren haben, Mut und Zuversicht?
Wie geht es den Risikogruppen, die wissen, dass eine Impfung fern, die Gefahr aber trotz flacher Kurve aufrecht ist?
Wie fühlt es sich an, alt und gebrechlich in einem Altersheim isoliert zu sein? Welche Perspektive hast du da, wenn niemand mehr zu Besuch kommen darf?
Wie geht es den Pflegerinnen und Pflegern, die mit dieser Tristesse und der Sorge um die eigene Gesundheit jeden Tag umgehen müssen? Und wie dem medizinischen Personal, das sich nie vor Ansteckung sicher fühlen kann?
Auch Polizistinnen und Polizisten hatten schon einfachere Tage. Sie werden beschimpft und mitunter sogar bespuckt, wenn sie auf die Einhaltung der Corona-Regeln pochen und mitunter sehr hohe Geldstrafen einkassieren – müssen.
Wir wollen alle unser Leben zurück. Bald. Bis dahin bitte um Nachsicht, Vorsicht, Umsicht und Weitsicht.