Wenn der Vater Diät halten muss und die Tochter zur Aufpasserin wird
Von Laila Docekal
Jedes Mal, wenn ich meinen Vater auffordere, sich ein bisschen mehr zu bewegen, kommt dieselbe Antwort: „Ich mache doch schon ganz viel! Schau mal!“ Dann hebt er die Hand, streckt und beugt den kleinen Finger mehrere Male und grinst mich verschmitzt an: „Man soll doch mit kleinen Übungen anfangen, also bitteschön! Wie du siehst, bin ich sehr fleißig!“ Ja, mein lieber Papa ist um keine Ausrede verlegen, sich ja nicht zu viel rühren zu müssen.
Als es ihm einmal nicht so gut ging und er zur Pflege ein paar Wochen bei mir einziehen musste, wurde ich streng: „Tut mir leid, die Nachspeise fällt jetzt vorerst aus.“ Immerhin haben ihm seine schlechten Zuckerwerte den Pflegeurlaub bei seiner Tochter beschert. Der Arme war mir quasi ausgeliefert und ich setzte ihn beinhart auf Zuckerkarenz. Nachdem er zu schwach war, um selbst einkaufen zu gehen, musste er damit zurechtkommen – vorerst.
Zwei Wochen später komme ich gerade mit meinen Obst- und Gemüseeinkäufen nach Hause, als mein Vater auf der Couch sitzt, eine Kinderschokolade in der Hand und vergnügt schmatzt ... Kinderschokolade! Zuckerbombe!! Mich haut's aus den Socken – wo hat er DIE denn jetzt bitte her? „Hab ich selbst geholt“, ist er sichtlich stolz. Da ist er doch glatt mit seinem Rollator bis zum Supermarkt gegangen. Wenn er aus der Puste gekommen ist, hat er einfach auf dem eingebauten Sitz Pause gemacht und das schöne Wetter genossen. Unfassbar. Ich habe mich so sehr gefreut, dass er wieder so mobil war, dass ich ihm die Schokolade von Herzen gegönnt hab.
Ja, meistens braucht's nur kleine Schritte, um mehr Bewegung ins Leben zu bringen. Und die richtige Schokola... äh: Motivation.