Von Menschen und Kühen in Coronazeiten
Von Anja Kröll
Mittwoch in zwei Wochen ist alles wieder gut. Dann sperrt Österreich auf. Lokale, Museen, Hotels. Freiheit, wir sind zurück. Wären da nicht die lästigen Detailfragen: Ist man als Nichtgeimpfter benachteiligt? Kann ein negativer Test mit einer Impfung gleichgesetzt werden? Zu wievielt darf man noch mal am Tisch sitzen? Und ist drinnen nicht alles anders als draußen?
Apropos draußen. Wenn uns dieses Virus eines gelehrt hat, dann das: Draußen ist Freiheit. Berge, Skitouren, Mountainbiken, die neuentdeckte Liebe zu Mutter Natur.
Aber draußen war auch schon leichter. Fragen sie die Kühe in meinem Bergdorf. Für die ist der 19. Mai nämlich auch ein Stichtag. Kein Scherz. Am 19. Mai ist offizieller Almauftrieb. Wenn der Winter im Stall zu Ende geht, dürfen Butterle & Co. wieder auf die Alm. Beziehungsweise Wiese, Vorstufe zur Alm.
Und bevor jetzt das große Fragezeichen kommt: In meiner Kindheit hieß jede Kuh Butterle, weil Kühe Butter machen. Stark verkürzte Version, aber Sie wissen schon. Außer Sie glauben an violette Kühe, dann würde das jetzt den Rahmen sprengen.
Doch weil heuer alles anders ist, wackelt der Öffnungstag der Bergdorf-Kühe. Nicht wegen eines Virus. Wegen des Schnees. Der liegt auf über 1.000 Meter Seehöhe nach wie vor. Und wo Schnee, da kein Gras und keine grasenden Kühe.
Weder zu viert auf zehn Quadratmetern, noch mit Eintrittstest. Nada.
Butterle braucht also Geduld. Kennt der Mensch ja in Zeiten wie diesen. Aber der Sommer kommt sicher und mit ihm die Freiheit. Und frage nicht, wenn freiheitsliebende Kuh auf freiheitsliebenden Touristen mit Hund trifft. Killer-Kuh-Schlagzeile garantiert. Manches ändert eben nicht mal Corona.