Sind wir nicht alle ein bisschen Monk?
Von Laila Docekal
Es soll ja Menschen geben, die komplett emotionslos an einem schief hängenden Bild vorbeigehen können. Ich gehöre nicht dazu, alleine bei dem Gedanken daran beutelt es mich. Ich würde selbst bei Fremden zu Hause einen unbeobachteten Moment nutzen, um einem Bild in Not mit einem kleinen Stups in die Waagrechte zu verhelfen.
Früher nannte man so kleine Ticks pedantisch, mit äußerst negativem Beigeschmack. Inzwischen hat mit dem schrulligen TV-Detektiv die Bezeichnung monkig eine liebevollere Umschreibung in unsere Sprache gefunden.
Der Monk in mir sorgt auch dafür, dass Sie in meinen Kolumnen nur abgeteilte Worte finden, wenn es unter gar keinen Umständen anders möglich ist. Meinem Empfinden nach tu ich Ihnen damit etwas Gutes, weil Texte so angenehmer zu lesen sind. Gern geschehen, wenn Sie das zu schätzen wissen!
An der Seite eines Kleinkindes ist so eine Eigenschaft natürlich vor besondere Herausforderungen gestellt. Etwa jetzt, wo es im Supermarkt ständig Pickerl bekommt, die es in ein Stickerbuch einkleben will ...
Kreative Entfaltung ist das Gebot der Stunde, wenn es darum geht, Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern. Statt ihnen vorzuzeigen, wie man dieses oder jenes zu verwenden hat, sollen sie es selbst entdecken.
Experten berufen sich dabei auf eine Studie, bei der zwei Kindergruppen ein neues Spiel bekommen haben: Der ersten Gruppe wurden die Regeln erklärt, an die sich die Kinder dann auch hielten. Die zweite Gruppe legte ohne Regeln los und fand viel kreativere Spielmöglichkeiten.
Ich sag’s mal so: Auf einem weißen Blatt kann sich meine Tochter austoben, so viel sie will. Beim Stickerbuch bin ich ihr dankbar, dass ich meinen Monk ausleben darf.