Mit dem Papst im Fitnessstudio des Geistes
Von Julia Pfligl
Zugegeben – der Fasching war schon einmal lustiger. Mehr als verständlich, dass die Partystimmung zwischen Krieg und Krapfen bei vielen auf der Strecke bleibt. Da kann man auch gleich direkt zur Fastenzeit überspringen.
Und während die einen in den kommenden 40 Tagen auf alles Mögliche verzichten, empfangen die anderen lieber. Und zwar SMS – von einem alten, weißen Mann.
Und was für einem: Kein Geringerer als der Papst verschickt ab dem morgigen Aschermittwoch wieder seine täglichen Morgen-SMS mit inspirierenden Botschaften aufs Handy. Laut katholischer Kirche verstehen sich die heiligen Nachrichten als „Einladung zur Entschleunigung“ und „Besinnung auf das Wesentliche“.
Es gibt also endlich wieder Stabilität in unserem Leben, zumindest bis Ostern.
Freundin T. ist zwar schon längst aus der Kirche ausgetreten, abonniert den päpstlichen SMS-Service aber dennoch jedes Jahr. „Zumindest einer, auf den Verlass ist“, sagt sie zu ihrem religiösen Rückfall.
Dass das 85-jährige Kirchenoberhaupt ein Meister im blumigen Schwurbeln ist, stellt er regelmäßig auf Twitter unter Beweis. Erst kürzlich gab Franziskus seiner Gefolgschaft im Kurznachrichtendienst ein lyrisches Rätsel auf. Er schrieb: Die brüderliche Liebe ist wie ein Fitnessstudio des Geistes, wo wir uns Tag für Tag mit uns selbst auseinandersetzen und ein Thermometer für unser geistliches Leben haben.
Das klingt schön, aber auch ein bisschen so, als hätte man Google einen Satz aus dem Spanischen übersetzen lassen und ihn 1:1 ins Internet gepfeffert. Was genau ein Thermometer für das geistliche Leben sein soll, ließ seine Heiligkeit offen. Vielleicht folgt die Auflösung dann per SMS. Ganze 40 Tage hat er ja jetzt Zeit dafür.