Wer bekommt wann wie viele Kinder (oder nicht)?
Mit einem verschwörerischen Lächeln beugt sich Tante Gundi über den Tisch und flüstert gut hörbar: „Na, is’ leicht schon was unterwegs?“. Mit ’was’ meint sie vermutlich ein Baby. Paare ohne Kinder können solche oder so ähnliche Situationen zuhauf aus dem Ärmel schütteln. Leider.
Die Fragen variieren je nach Taktgefühl: „Hat es endlich eingeschlagen?“, „Übt ihr noch immer?“, „Die biologische Uhr tickt, also in eurem Alter war unsere Familie schon vollständig.“, „Jö, schau, die Marie trinkt heute keinen Alkohol!“ oder auch: „Wollt ihr denn gar keine Kinder?“
Kein Smalltalk
All diese Fragen haben gemeinsam, dass sie einen höchstpersönlichen Lebensbereich betreffen, der nur das jeweilige Paar und alle, mit denen es darüber sprechen will, etwas angehen. Denn was, wenn die Frau gerade eine Fehlgeburt verarbeitet? Wenn sich die beiden Kinder wünschen, aber die Biologie nicht mitspielt? Wenn der zweite Versuch bei der künstlichen Befruchtung nicht erfolgreich war? Niemand will das zwischen Tür und Angel, zwischen Melange und Mehlspeise, mit der entfernten Verwandtschaft oder flüchtigen Bekannten besprechen. Die Frage nach dem Kinderwunsch ist kein Smalltalk-Thema.
Wir haben drei Töchter. Als Nummer eins gerade geboren war, hieß es sofort: „Ihr wollt aber schon ein Zweites?“. Nummer Zwei war da und manche kommentierten: „Zwei Mädchen, jetzt müsst’s schauen, dass ihr einen Buben kriegt.“ Offenbar haben wir nicht geschaut, denn Nummer Drei ist ebenfalls ein Mädchen.
Es gibt Menschen, die sich als Kommentatoren von eh allem berufen fühlen. Sie sind dabei in den meisten Fällen nicht mal bösartig, sondern einfach unbedacht. Deswegen: Hirn einschalten und wenn einem sonst nichts einfällt, übers Wetter reden!