Effektiv, aber traurig: Die Impflotterie funktioniert prächtig
Es ist ein Glücksspiel, bei dem der Zufall über Gewinn oder Verlust entscheidet. In diesem Fall kann man nichts verlieren, niemand hat Geld eingesetzt. Zumindest nicht direkt, wir reden hier nur von Steuergeld, aber wen juckt das schon?
Die Impflotterie im Burgenland ist noch vor Ende der Frist ein voller Erfolg. Oberösterreich zieht demnächst nach. Hat nichts mit diesen konkreten Bundesländern, sondern mit der konkreten Typologie Mensch zu tun. Ein kostenloses Impfangebot anzunehmen, ist offenbar nicht Anreiz genug. Selbst dann nicht, wenn es so niederschwellig ist, dass ich mir den Stich, hätte ich ihn nicht schon, im Einkaufszentrum, vor der Bücherei oder sonst wo in Gehweite holen könnte.
Gut konditioniert
Der russische Forscher Iwan Pawlow wäre stolz, denn das Belohnungsprinzip, mit dem er damals seinen berühmten Pawlow’schen Hund konditionierte, funktioniert auch bei uns Menschen prächtig: Lass’ dich impfen und krieg’ vielleicht ein Guzzi! Da wird selbst die eine oder der andere Impfskeptiker schwach.
Wissenschaftliche Studien, etliche Aufrufe renommierter Medizinerinnen und Mediziner, Erfahrungsberichte von Freunden und Bekannten – hilft alles nichts. Bewegt niemanden, der nicht sowieso schon hat, dazu, sich impfen zu lassen.
Aber die Aussicht, einen Tageseintritt in die Therme oder Konzertkarten zu gewinnen, damit können viele was anfangen. Der Zweck – eine möglichst hohe Impfquote – heiligt die Mittel. Effektiv, aber traurig. Wenn der burgenländische Landeschef die Gewinnerinnen und Gewinner auch noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auslobt, ist die Optik schief. Lotterien sind okay, wenn man für sein Los selbst bezahlt hat. Impfung + Guzzi in Kombi ist was für Verwöhnte.