Meinung/Mein Tag

Plastik-Badelatschen mit weißen Sportsocken: Leider geil!

Heimlich schmunzle ich ja über manche Modeströmungen. Das vergeht mir derzeit aber oft, wenn die eigenen Kinder beschließen, plötzlich gut zu finden, was ich gerade noch belächelt habe.

Mode kann vieles sein: Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, Provokation, ein kreativer Akt oder ein Ablenkungsmanöver. Alles völlig legitim, niemandem tut weh, was wir tragen.

Diesen Sommer von hipper Leute Fußsohlen nicht wegzudenken, sind jene Schlapfen, die bis dato Symbol der Geschmack- und modischen Ahnungslosigkeit waren. Adiletten, ja, diese unsäglichen Badelatschen aus Plastik, sind jene Kleidungsstücke, mit denen man sich heuer als wahrer Trendsetter beweist.

Komplett ahnungslos

Wer jetzt meint, er steckt sich die Teile an die nackten Füße und ist dabei, verrät sofort komplette Unwissenheit. So doch nicht! In ist nur, wer Adiletten mit weißen, weit nach oben gezogenen Sportsocken kombiniert.

Was früher ein Grund war, Freundschaften zu kündigen, Verlobungen aufzulösen und mit früheren Spielgefährten zu brechen – wir sprechen immerhin von weißen Socken in Sandalen, das muss Konsequenzen haben! –, ist heuer leider geil (um es mit der Band Deichkind auszudrücken).

Im Adiletten-Meer

Kürzlich erklärte mir das Sandwichkind, dass es für das Lebensglück Badelatschen und Sportsocken brauche. Dem will niemand im Wege stehen, alles wurde besorgt. Davon, dass die Dinger ungefähr das Hundertfache ihres Materialwerts kosten, rede ich nur kurz.

Vor dem Schulfest sprach ich aber ein Machtwort: „So auf keinen Fall! Die Schlapfen bleiben daheim, da geniere ich mich zu Tode.“ Widerwilligst und unter Gebrumme wurden die Plastiklatschen ins Eck gestellt und die Turnschuhe angezogen.

Vor Ort musste ich feststellen: Das Kind wäre keine Sekunde aufgefallen und hätte sich wunderbar in das Adiletten-Meer eingefügt. Sorry, mein Fehler!

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