Sag mir, wo dein Auto steht
In der Stadt ist öffentlicher Raum begrenzt. Dieses knappe Gut gilt es, für alle Menschen gerecht aufzuteilen. Aktuell sind zwei Drittel der Straßenflächen für den Autoverkehr gestaltet. Pkw, die im Schnitt 23 Stunden pro Tag gar nicht bewegt werden, dauerhaft im öffentlichen Raum abzustellen, ist eine der ineffizientesten und stadtunverträglichsten Formen, den ruhenden Verkehr zu organisieren. Dass diese Flächen mit dem Parkpickerl nun in (fast) ganz Wien einen Preis bekommen, ist aus wissenschaftlicher Sicht zu begrüßen.
Richtig eingesetzt kann die Parkraumbewirtschaftung dazu führen, dass mehr Menschen – insbesondere aus dem Stadtumland – auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Aktuell pendeln noch immer rund 120.000 Menschen täglich mit dem Pkw zur Arbeit in die Bundeshauptstadt.
Das Parkpickerl ist daher ein wirksames Instrument, um den Autoverkehr und seinen Flächenverbrauch in der Stadt zu reduzieren. Aus nicht mehr benötigten Parkplätzen können künftig Grünflächen, Radwege oder neue Aufenthaltsbereiche entstehen.
Zwar ist der Auto-Anteil bei PendlerInnen aus dem Umland deutlich höher als bei der Wiener Bevölkerung, dennoch werden trotz gutem Öffi-Angebot rund 27 Prozent der Wege in Wien mit dem Auto zurückgelegt. Derzeit gilt das Parkpickerl im gesamten Wohnbezirk, egal ob man in der rund ein km2 großen Josefstadt oder der 100 Mal so großen Donaustadt wohnt.
Aufgrund der bezirksweisen Regelung kann die derzeitige Parkraumbewirtschaftung den Binnenverkehr innerhalb des Bezirks – insbesondere mit zunehmender Größe – nicht ausreichend steuern. In großen Flächenbezirken braucht es daher kleinere Zonen für die Parkraumorganisation. Zudem gibt es in den Randbezirken viele Gewerbeparks und Einkaufszentren mit Gratisparkplätzen. Um die lokale Wirtschaft nicht zusätzlich einseitig zu belasten, sollten auch diese Gratisparkplätze bewirtschaftet werden. Eine gesetzliche Grundlage bietet dafür die seit 1999 verankerte Verkehrserregerabgabe. Die Einnahmen sollten zweckgebunden zur Unterstützung der kleinstrukturierten Wirtschaftsbetriebe verwendet werden.
Wo auch immer das Parkpickerl eingeführt wurde, sind die Nachbarbezirke bald nachgezogen. Auch auf die mit März angekündigte Parkpickerl-Ausweitung in ganz Wien reagieren die angrenzenden Gemeinden bereits und errichten ebenfalls neue Kurzparkzonen, insbesondere rund um Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrs.
Gefordert sind auch die Gemeinden bei ihrer Siedlungsplanung: Anstatt zu jeder Wohnung einen verpflichtenden Stellplatz zu errichten, wäre es wichtig, ein attraktives Angebot an öffentlichem Verkehr sicherzustellen. Eine zweckgebundene Nutzung der öffentlichen Parkgebühren für den Öffi-Ausbau – so wie Wien es derzeit macht – kann dieses Ziel unterstützen.
Harald Frey ist Verkehrswissenschafter an der TU Wien.