Meinung/Gastkommentar

Gesundheit beginnt im Darm

In unserem Verdauungstrakt tummeln sich 39 Billionen Mitbewohner – Bakterien, Viren und Pilze. Sie bilden gemeinsam das Darmmikrobiom und lenken mehr, als man gemeinhin denkt.

So ist das Darmmikrobiom nicht nur essenziell beim Aufschlüsseln von Nahrungsmitteln, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei der Regulation des Stoffwechsels, von Hormonen und für ein gesundes Immunsystem. Zudem koordinieren die Mikroorganismen im Darm die Produktion von Botenstoffen, die unsere Gefühle steuern.

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Dass der Darm eine wesentliche Vernetzung mit dem zentralen Nervensystem hat, kann jeder an sich selbst sehen: Auf Nervosität oder Stress reagieren viele Menschen mit flauem Magen, Durchfall und Verdauungsbeschwerden. Genauso kann ein entzündeter Darm unsere Emotionen und unsere Kognition beeinflussen. Auch Haut und Darm hängen eng zusammen: Schuppenflechte und Akne können auf ein gestörtes Mikrobiom hinweisen.

Was aber hilft dem Darmmikrobiom? Prinzipiell gilt: Je vielfältiger die Bakterien in der Darmflora, desto besser für die Nahrungsverwertung und unser Immunsystem. Das Mikrobiom hat ein sensibles Gleichgewicht und lässt sich leicht stressen – von Fett, Zucker, Zuckerersatzstoffen, Zusatzstoffen in Nahrungsmitteln, Stress, Alkohol und Rauchen sowie bestimmten Medikamenten.

Aber: Unsere Darmflora ist dynamisch und anpassungsfähig. Studien haben gezeigt, dass sie innerhalb weniger Tage bis Wochen zum Beispiel auf Ernährungsumstellungen reagiert. Es gibt also in jedem Alter die Chance, Ungleichgewichte zu korrigieren. Mit Ballast- und Bitterstoffen sowie mit fermentierten Produkten und Bewegung gelingt es, das Mikrobiom in gesündere Bahnen zu lenken. Auch intermittierendes Fasten kann helfen, den Darm zu entlasten.

Um das eigene Darmmikrobiom positiv zu beeinflussen, muss man allerdings zuerst wissen, wie es ihm überhaupt geht. Dank DNA-Sequenzierungstechnologien ist das immer leichter möglich. Mit modernen Mikrobiomtests kann man analysieren, welche Bakterien im Darm leben, wofür sie verantwortlich sind und wie man das Mikrobiom mit Ernährung und Lebensstil stärken kann.

Auch wenn das Thema Prävention in Österreich leider nach wie vor kleingeschrieben wird – nur zehn Prozent der Bevölkerung sorgen vor – eine gute Nachricht zum Schluss: Dank Heimtests funktioniert die Analyse des Mikrobioms inzwischen ganz einfach von zu Hause aus. Ein wichtiger erster Schritt*, um die Kontrolle über die eigene Gesundheit zu übernehmen und das persönliche Wohlbefinden zu steigern.

David Hauer ist Allgemein- und Notfallmediziner sowie Partnerarzt beim ganzheitlichen Gesundheitsanbieter Mavie.

*Heimtests ersetzen nicht die Darmkrebsvorsorge (FOBT-Bluttest, Darmspiegelung u.a.)