Bertha von Suttner: Ein Leben für den Frieden
Von Sigrid Pöllinger
Ihre größte Aufgabe sah sie darin, dem Krieg den Krieg zu erklären und den Frieden zu erhalten.
über Bertha von Suttner, Friedensnobelpreisträgerin 1905
Das Jahr 2014 steht in ganz Europa im Zeichen des Gedenkens an den Weltkrieg der Jahre 1914–1918. Wenig wird hingegen über die bedeutende Friedensaktivistin Bertha von Suttner geschrieben, die diesen Krieg verhindern wollte. Im Jahr 1905 wurde erstmals der Friedensnobelpreis verliehen – an Bertha von Suttner. Wer war diese Frau, die als erste Frau und einzige Österreicherin den Friedensnobelpreis erhalten hat? Bertha Felicita Sophie Kinsky wurde am 9. Juni 1843 in Prag in einer Familie mit langer militärischer Tradition geboren. Verheiratet war sie mit Artur von Suttner, sieben Jahre jünger und ihre große Lebensliebe. Schicksalhaft war ihre Begegnung mit Alfred Nobel, für den sie kurz als Sekretärin in Paris arbeitete. Bis zu seinem Tode verband sie eine enge Freundschaft mit ihm. Es war ihr Einfluss, welcher den Erfinder des Dynamits dazu bewegte, einen Preis auch für denjenigen zu stiften, der am meisten zur Verbrüderung der Völker beiträgt und sich um den Frieden verdient macht.
Die Waffen nieder
Bertha von Suttner gelang es, eine bedeutende Rolle als Frau zu spielen und weltweit das Wort zu ergreifen, als das gesellschaftliche Bild einer Frau noch ein ganz anderes war. Frauen hatten kein Wahlrecht, keinen Zugang zu öffentlichen Ämtern und Universitäten. Ihre größte Aufgabe sah sie darin, dem Krieg den Krieg zu erklären und den Frieden zu erhalten. 1889 erschien ihr elftes Buch, welches Suttner mit einem Schlag weltberühmt machen sollte: „Die Waffen nieder“. Eine Anklageschrift gegen die Gräuel des Krieges. Ihr Roman wurde sofort zum Bestseller und in alle Sprachen der Welt übersetzt. „Die Waffen nieder“ gab weltweit der Friedensbewegung großen Auftrieb und von nun an fand sie selbst in den höchsten politischen Kreisen Anerkennung. Bertha von Suttner gründete 1891 die österreichische Friedensgesellschaft, mit Alfred Fried gründete sie die deutsche Friedensgesellschaft sowie eine ungarische. Sie war Mitbegründerin des internationalen Friedensbüros in Bern und Mitorganisatorin der ersten Friedenskonferenz in Den Haag 1899, an der sie auch selbst teilnehmen konnte. Sie war zu dieser Zeit nicht nur die berühmteste Österreicherin, sondern auch die bekannteste Frau Europas und wurde in Amerika als die bedeutendste Europäerin anerkannt. Die Friedensnobelpreisträgerin kämpfte mit ihrer gesamten Persönlichkeit und ihrem Sein gegen den Krieg und für die Idee des Friedens. Sie starb am 21. Juni 1914. Sieben Tage nach ihrem Tod fielen die Schüsse in Sarajevo und der Erste Weltkrieg begann. Auch wenn Bertha von Suttner den Ersten Weltkrieg nicht verhindern konnte, so war ihr Kampf doch nicht umsonst. Wesentliche Institutionen der Friedenssicherung und der internationalen Zusammenarbeit gehen auf ihre Anregungen zurück. Man kann auch davon ausgehen, dass die Schaffung der Europäischen Union und die Gründung der Vereinten Nationen ganz in ihrem Sinne wären. Viele Rechte der Frauen gehen ebenso auf ihre unermüdlichen Bemühungen zurück. Mit der Währungsumstellung in Österreich auf den Euro ist das Bild Bertha von Suttners auf der Tausend-Schilling-Note verloren gegangen. Es ist zu hoffen, dass diese bedeutende Persönlichkeit trotzdem nicht in Vergessenheit gerät.