Serbien schwindet: Eine halbe Million weniger Einwohner als vor 11 Jahren
Von Mirad Odobašić
Die ersten Ergebnisse der heuer in Serbien durchgeführten Volkszählung sind auf der Website des Landesinstituts für Statistik (RZS) veröffentlicht worden. 6.690.887 Einwohnerinnen und Einwohner leben demnach heute in der größten Teilrepublik des ehemaligen Jugoslawiens.
Ernüchternd ist der Vergleich mit dem Ergebnis der letzten Volkszählung, die vor elf Jahren durchgeführt worden ist. Damals lebten in Serbien 7.186.862 Personen und damit etwa 500.000 mehr als derzeit. Prozentuell betrachtet sind es 6,9% weniger als 2011. Damit bestätigt sich der Trend, der beinahe alle Nachfolgestaaten Jugoslawiens heimsucht.
Nur Belgrad wächst
Ein Rückgang der Einwohnerzahl ist in allen Landesteilen zu verzeichnen und liegt bei etwa 10 Prozent. Eine Ausnahme stellt die Region um die Hauptstadt Belgrad dar, wo die Einwohnerzahl um ca. 1,6 Prozent zunahm.
Laut neuesten Daten, die im Oktober gesammelt wurden, leben in Belgrad 1.685.563 Menschen. Das sind 26.123 mehr als bei der Volkszählung von 2011.
Der Süden sowie der Osten Serbiens leidet am meisten vom Einwohnerschwund. In diesen beiden Regionen beträgt dieser ganze 9,69 Prozent bzw. leben dort 196.906 Einwohnerinnen und Einwohner weniger als 2011. In diesen Landesteilen befinden sich auch drei von vier Gemeinden, die den größten Bevölkerungsrückgang aufweisen.
Ein solcher Einwohnerschwund wurde "nicht mal in den härtesten 1990er Jahren verzeichnet", sagte Danijel Dašić von der Nationalen Koalition für Dezentralisierung gegenüber der Tageszeitung Danas. Er glaube nicht, dass die hohe Sterblichkeit während der Coronavirus-Epidemie dazu beigetragen hat. Als wesentlichen Grund für den Einwohnerschwund im Süden und Osten des Landes nannte er aber die externe sowie die interne Migration Richtung Belgrad.
Der Regierung wirft Dašić eine "intensive Zentralisierung" vor. Sie würde all ihre Ressourcen und Macht in Belgrad konzentrieren. Zudem würde sich nun bemerkbar machen, dass Serbien seit 2012 die Strategie einer ausgewogenen Regionalentwicklung nicht mehr verfolge.