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Nach WM-Party: Wirbel am Balkan um zwei kroatische Stars

Kroatien hat bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Fußball-WM erneut eindrucksvoll seine große Klasse unter Beweis gestellt. Vier Jahre nach dem zweiten Platz in Russland scheiterte die Truppe von Zlatko Dalić in Katar erst im Halbfinale am späteren Weltmeister Argentinien. Versüßt wurde die starke Turnierleistung mit dem 2:1-Erfolg gegen Marokko im kleinen Finale und dem "Bronze"-Gewinn. 

Für die WM-Dritten gab es nach der Heimkehr einen gebührenden Empfang. Etwa 80.000 Menschen versammelten sich am Sonntagabend im Zagreber Zentrum und feierten ihre "Feurigen", wie sie liebevoll genannt werden. Nach zwei Stunden auf dem Hauptplatz verließen Luka Modrić & Co. die Bühne, die Feierlichkeiten gingen aber weiter. 

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Harmonika, Balkan-Evergreens - und ein Kriegshit

Während die einen auf den Straßen Zagrebs Party machten, taten das die anderen in Gastro-Lokalen. So auch die beiden Teamspieler Marcelo Brozović und Dejan Lovren. In Brozovićs Bar "Epic Brozo" am Rande Zagrebs heizte Lovren die Stimmung auf. Der 33-jährige Innenverteidiger schnappte sich eine Harmonika und spielte einige Balkan-Evergreens. Danach übernahm eine Band das Kommando.

Brenzlig wurde es allerdings nach Mitternacht, als der Sänger ankündigte: "Der nächste Song ist für Broz (Spitzname von Marcelo Brozović, Anm.)". Es ertönten die Klänge eines Hits des umstrittenen kroatischen Rockers Marko Perković Thompson, dessen Songtexte nicht selten nationalistische Zeilen enthalten und den Sänger deshalb in Kroatiens Nachbarländern Serbien und Bosnien-Herzegowina unerwünscht machen. 

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Inoffizielle Kriegshymne 

Bei den ersten Takten von "Čavoglave" nahmen Lovren und Brozović "Kampfhaltungen" ein, indem sie mit ihren Händen Gewehre nachahmten, und als der Sänger "Za dom" ("Für die Heimat") rief, antworteten die beiden gemeinsam mit den anwesenden Feiernden einstimmig "Spremni!" 

Es handelt sich um einen höchst umstrittenen Wahlspruch und Gruß, der in den 1930er Jahren die Anhänger der faschistischen Ustascha-Bewegung verwendeten. Mit eben diesem Spruch fängt aber Thompsons Hit "Čavoglave", der als inoffizielle Hymne der kroatischen Verteidiger während des Kroatien-Krieges gilt und antiserbische Zeilen beinhaltet, an, was seit Jahren sogar die kroatischen Gerichte beschäftigte. Erst vor zwei Jahren beschloss das Oberste Gericht für Ordnungswidrigkeiten, dass der Sänger den Ustascha-Gruß bei seinen Konzerten verwenden darf. Der umstrittene Ausruf in einem seiner Lieder stelle keinen Verstoß gegen die öffentliche Ordnung dar, hieß es. 

"Skandal", "Schande"

"Obwohl 'Za dom spremni' ein fester Bestandteil des Lieds 'Čavoglave' ist, handelt es sich um einen Ustascha-Gruß, unter dem Hunderttausende Menschen während des Zweiten Weltkriegs ums Leben kamen. Es ist nicht angemessen für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie zwei berühmte kroatische Fußballer, diesen zu rufen", schreibt das bosnische Onlineportal Klix.ba

Von einem "Skandal" schrieb das serbische Portal Mondo: "Die Kroaten haben zwar auf dem Feld gezeigt, dass sie eines der besten Teams der Welt sind, aber abseits des Feldes haben sie noch viel zu tun, um dieses Niveau zu erreichen". Als eine "Schande" bezeichnete Kurir die Aktion der beiden Kicker. Der TV-Sender B92 bedauert, dass "der kroatische Verband anscheinend nicht vorhat, ein Disziplinarverfahren gegen die zwei zu eröffnen".

Vor allem Lovren, der übrigens in Bosnien-Herzegowina geboren wurde, wird kritisiert. Er sei den Serben immer wieder durch die Verherrlichung der Militäroperation "Oluja" ("Sturm"), heißt es. Es handelt sich um eine Großoffensive der kroatischen Armee- und Polizeieinheiten im August 1995, die immer noch für Spannungen zwischen Kroatien und Serbien sorgt. Während die Kroaten den 5. August zum nationalen Feiertag, zum "Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit" erklärten, ist er in Serbien offiziell ein Trauertag.