Sind das die schönsten Schanigärten in Wien?
Er ist Inbegriff des Wiener Lebensgefühls, denn typische „Schanigärten“ zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich – im Gegensatz zu Gastgärten – auf öffentlichem Grund befinden. Und auch von Grün oder Natur keine Spur sein muss. Schanigarten ist da, wo Platz ist: am Gehsteig, in der Fußgängerzone, am Parkplatz. Aber wer wird es schon so genau nehmen? Die draußen aufpoppenden Tische und Stühle sind jedenfalls ein untrügliches Zeichen dafür, dass jetzt endlich der Frühling angebrochen ist.
Die Legende: Das Schweizerhaus, 1020 Wien
Offiziell beginnt die Schanigartensaison am 1. März. Dennoch hat es sich etabliert, mit der Wiedereröffnung des Schweizerhauses am 15. März offiziellen Saisonstart zu feiern. Auch, wen es sich dabei ja eigentlich um einen Gastgarten handelt. Pünktlich um 11 Uhr nimmt die legendäre Institution von Familie Kolarik seinen Betrieb nach der Winterpause wieder auf. Hinter den Kulissen wurde erneuert und perfektioniert. Geschäftsführer Hans Kolarik fühlt sich bestens auf die neue Saison vorbereitet. Die feierliche Eröffnung begleitet ein musikalisches Rahmenprogramm. Schweizerhaus.at
Der Versteckte: Thell, 1050 Wien
Früher als „Motto“ bekannt, firmiert das Lokal seit Jahresbeginn unter dem Namen „THELL“, um dem einstigen Gründer seine Reverenz zu erweisen. Der Name ist neu, das Team rund um Geschäftsführer Tom Sampl und Restaurantleiter Marco Hofbauer ist längst bewährt und ebenso geblieben wie das, wofür das Lokal immer schon stand: Toleranz, Party und die besten Schinkenfleckerl der Stadt. Dazu gibt es einen Gastgarten im Hof, der an einen urbanen Dschungel erinnert. Ein Garten für Nachteulen! Und pünktlich zur Schanigartensaison gibt’s auch noch einen echten dieser Art vor der Tür! Thell.restaurant
Der Weitläufige: Il Sestante, 1080 Wien
Die neapolitanische Pizzeria kennt man einerseits für die köstlichen Kreationen, die den Pizzaofen hier verlassen. Und andererseits für seinen Schanigarten (ein echter!). Der befindet sich gegenüber des Lokals, am Vorplatz der Kirche Maria Treu. Unter den großen Bäumen sitzend wähnt man sich fast beim Essen in einer pittoresken italienischen Stadt. Achtung: Keine Kartenzahlung! Reservierungen sind empfehlenswert. Sestante.at
Der Hippe: Das Erich, 1070 Wien
Links „Das Erich“, rechts „Das Ulrich“ und mittendrin: Stühle und Sonnenschirme sowie Tische auf Kopfsteinpflaster. Rundherum gibt’s Grün in Kübeln. Egal, ob man zum Frühstück kommt und einen hausgemachten Chai genießt oder doch lieber Bowls, Tacos und Spritz möchte: Hier ist die Stimmung angenehm und so manch Stunde verstreicht im Nu. Reservieren kann man nicht, das Team bemüht sich aber immer darum, ein Plätzchen zu finden. Erichwien.at
Der Grüne: Tian am Spittelberg, 1070 Wien
Egal, in welchen Schanigarten man sich am Spittelberg setzt: Das Flair der mittelalterlich anmutenden Gegend mit seinen kleinen Kopfsteingässchen verzückt. Eine Besonderheit ist der Schanigarten des Tian. Denn der ist nicht nur hübsch mit viel Grün in Kübeln und Trögen ausgestattet – hier wird auch grün diniert. Vegetarisches und Veganes nämlich. Tian-bistro.com
Das abwechslungsreiche: Café Leopold, 1060 Wien
Auch in den Höfen des Museumsquartiers gibt es mehrere Orte, an denen sich kühle Drinks und gute Küche im Freien genießen lassen. Eines davon ist das Café Leopold. Es punktet mit Palmen-Pötten und hochgewachsenen, schattenspendenden Bäumen. Und dazu mit einer abwechslungsreichen Speisekarte. Auf der finden sich asiatische und internationale Küche. Poke Bowl, Bulgogi und Wiener Schnitzel existieren in köstlicher Harmonie. Cafeleopold.wien
Der Geheime: Secret Garden, 1060 Wien
Er ist klein, er ist versteckt, er ist wunderschön: Der Schanigarten des „Secret Garden“ im Raimundhof. Während draußen, auf der Mariahilfer Straße, eilig Einkaufende vorbeilaufen, offenbart sich allen, die die Abzweigung in den Raimundhof nehmen, eine Oase der Ruhe. Das Team serviert hier Frühstück, Lunch, Kaffee und Kuchen – mit ganz viel Liebe und ohne tierische Produkte zubereitet. Secretgardenrestaurant.at
Der Glamouröse: Schwarzes Kameel, 1010 Wien
Übe die Landesgrenzen hinaus bekannt ist das „Schwarze Kameel“ im ersten Bezirk. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 1618 zurück. Sein Name geht auf den ersten Eigentümer, den Gewürzkrämer Johan Baptist Cameel zurück. Zwei Jahrhunderte später übernahm Familie Stiebitz. Weine und Feinkost ergänzten das Angebot und schon bald wurde „Das Kameel“ zum zweiten Wohnzimmer des achtbaren Bürgertums und der Künstler. Bis heute dreht sich hier viel ums Sehen und Gesehen-Werden. Kein Wunder, sitzt man doch in Pole Position inmitten des „Goldenen Quartiers“. Schwarzeskameel.at
Der Längste: Naschmarkt, 1060 Wien
Lokale? Check! Tische und Stühle draußen? Check! Öffentliches Grundstück? Check! Am Naschmarkt versammeln sich über 100 Stände, ein Großteil von ihnen ist den Gastronomiebetrieben zuzuordnen. Vom Neni am Naschmarkt bis zum Orient Okzident, dem Tewa oder dem Rinderwahn erstreckt sich ein Schanigarten neben dem anderen. In den warmen Monaten kann man hier Lokalhopping betreiben, ohne sich dafür wirklich bewegen zu müssen.
… es in Wien rund 1800 „echte“ Schanigärten gibt?
… dass Natur oder gar ein Garten bei echten Schanigärten wenn überhaupt im Topf stattfindet?
… Schanigärten im Vergleich zu Gastgärten auf öffentlichem Grund stehen?
… der Begriff „Schani“ einst allgemein für männliche Bedienstete verwendet wurde?
… „Schani“ wahrscheinlich die Verkleinerungsform des französischen „Jean“ für Johann ist?
… schon 1750 Johann Jakob Tarone (wieder ein „Schani!“) eine behördliche Genehmigung erhielt, die ihm das Aufstellen von Tischen und Stühlen vor seinem Lokal am Graben erlaubte?