Blütenmeer im Mostviertel
Jedes Jahr im Frühling machten sich Millionen Touristen auf den Weg nach Japan, um dort Bäumen beim Blühen zuzusehen. „Sakura“, also das Kirschbaumblüten-Betrachten, war beliebter Freizeitsport. Dabei muss man gar nicht so weit in die Ferne schweifen. Das gute liegt oft so nah. Denn auch hierzulande verwandeln die wärmeren Temperaturen die Landschaft in ein Blütenmeer. Im Mostviertel sind es über eine Million Birn- und Apfelbäume, die jedes Jahr Mitte April erblühen. Und schon jetzt beginnen die Dirndlsträucher zu knospen.
Mostfrühling: Ein Fest für die Blüte
Das Mostviertel, gelegen im südwestlichen Niederösterreich, gilt als eine der facettenreichsten Regionen Österreichs. Hohe Berge, sanfte Hügel, viele Gewässer und drei Naturparks gibt es ebenso wie weitläufige Waldgebiete und Streuobstwiesen. Besonderer Bedeutung kommt den Birnbäumen zu. Denn sie haben von Natur aus weniger Säure als Äpfel und eignen sich dadurch hervorragend für die Produktion des in der Region so geschätzten milden Mostes. Von den etwa 300 Birnensorten sind es rund 20, die dafür geeignet sind. Sie blühen gemeinsam mit den Apfelbäumen ab Mitte April. Das Spektakel dauert ungefähr zwei Wochen; besonders macht das Blütenmeer im Mostviertel seine Ausdehnung. Es ist nämlich das größte zusammenhängende Mostbirnbaumgebiet Europas.
Traditionellerweise ist der Höhepunkt des Mostfrühlings der letzte Sonntag im April. Er gilt als „Tag des Mostes“ und ist Anlass für Mostverkostungen, Wanderungen, Kirtage und Frühschoppen. Wirtshäuser und Heurige kredenzen frühlingshafte Schmankerl, örtliche Blasmusikkapellen sorgen für die musikalische Untermalung. Dass das Festprogramm coronabedingt in diesem Jahr ausfallen wird, beeindruckt die Natur wenig. Sie steht trotzdem in voller Pracht und lädt dazu ein, erkundet zu werden. Wer nicht live dabei sein wird, kann über diesen Link per Webcam den Bäumen beim Blühen zusehen.
Ausgangspunkt: Moststraße
Sowohl im Frühling als auch zu jeder anderen Jahreszeit ist die 200 Kilometer lange Moststraße der ideale Ausgangspunkt für sämtliche Unternehmungen rund um den vergorenen Fruchtsaft. Der Erlebnisweg führt von St. Valentin über Strengberg, Haag, Weistrach, Kürnberg, Ertl und St. Michael am Bruckbach über Biberbach, Aschbach-Markt und Wolfsbach zurück zum Ausgangspunkt, immer entlang spannender Ausflugsziele zum Thema Most. Er ist gesäumt von Mostbäumen, Mostwirtshäusern, Ab-Hof-Läden, Heurigen und wunderschönen Aussichtspunkten. Auf Lehrpfaden und Themenwanderwegen kann man die Region zu Fuß erleben, doch auch für Radler gibt es genügend abwechslungsreiche Touren.
Mit dem Rad durchs Mostviertel
Gleich neun bestens ausgeschilderte Mostradtouren stehen zur Auswahl. Einer der längsten ist die 95 Kilometer lange Enns-Donau Radroute. Sie führt entlang der Enns bis zur Donau, von Kleinraming über Ennsdorf, Wallsee und Strengberg zurück zum Ausgangspunkt. Die Rundtour verlangt zwar etwas Ausdauer - immerhin ist man 6:25 Stunden unterwegs - erfordert aber kein besonderes fahrerisches Können. Entlang der Strecke gibt es immer wieder wunderschöne Aussichtspunkte und Einkehrmöglichkeiten. Toll ist auch, dass man beiderseits der Enns unterwegs sein kann: zehn Brücken und Beschilderung auf beiden Uferseiten machen es möglich.
Am Stift Seitenstetten, das im Jahr 1112 gegründet wurde und über eine frühgotische barockisierte Stiftskirche, einen wunderschönen Hofgarten mit historischen Rosensorten und sehenswerte Deckenfresken verfügt, startet und endet die Herz-Mostviertel-Route. Die 67 Kilometer lange Runde ist zwar etwas anstrengender, aber nicht schwierig. Sie belohnt außerdem mit vielen Stopps an sakralen Denkmälern und kulturellen Sehenswürdigkeiten. Neben dem Schloss in St. Peter/Au verdient auch die Pfarrkirche St. Stephan in Weistrach einen Besuch, ebenso wie die Wallfahrtskirche Krenstetten in Aschbach.
Das Mostviertel erwandern
Wer lieber zu Fuß unterwegs ist, findet natürlich ebenfalls wunderschöne Routen durch die sanft hügelige Landschaft. Ein Besonderer Tipp ist der 96 Kilometer lange Römerweg. Er führt vom Eingangstor der Wachau durchs Melker Alpenvorland bis zu den nahen Berggipfeln im Ötscherland. Er beginnt am Eingangstor der Schallaburg - übrigens ein empfehlenswertes Ausflugsziel - und führt in den Süden bis zur Burg Plankenstein. Seinen Namen hat er, weil entlang des Weges alte Grabsteine, Inschriften bei Hügelgräbern und Ausgrabungen zu finden sind. Weitwander-Fans können die Strecke auf einmal zurücklegen, müssen aber mit 30 Stunden reiner Gehzeit rechnen. Natürlich kann man sie aber auch auf mehreren Etappen absolvieren.
- Schallaburg: 1540 baute man die im 11. Jahrhundert errichtete Burg zu einem Renaissance-Schloss um. Seit 1974 ist hier die niederösterreichische Landesausstellung mit wechselnden Themen beheimatet. Von 20. März bis 7. November 2021 widmet diese sich den großen Abenteuern von Entdeckerinnen und Reisenden.
- MostBirnHaus: Das Ausflugsziel in Stift Ardagger widmet sich unterschiedlichen Facetten des Mostes. Interaktive Elemente verraten Besucher:innen alles Wissenswerte rund um die Birne und ihre Erzeugnisse. Außerdem dient es regionalen Herstellern als Vermakrtungs- und Verkostungsplattform.
- Erlebniswelt Mendlingtal: Der Themenweg für die ganze Familie führt durch eindrucksvolle Schluchten und entlang verschlungener Bachläufe. Den Besucher:innen wird entlang des Weges die Geschichte der Holzknechte und Holzarbeit näher gebracht.