8. März ist Internationaler Frauentag - und er ist wichtiger denn je
Am 8. März bewerben viele Unternehmen den Weltfrauentag mit Sonderangeboten. Andere bringen die besonderen Leistungen von Frauen zur Sprache und holen diese vor den Vorhang. Doch werden an den restlichen 364 Tagen des Jahres diese Frauen auch anerkannt? Werden sie für ihre Leistungen angemessen bezahlt? Haben sie die gleichen Aufstiegschancen wie ihre männlichen Kollegen? Werden sie bei den Bewerbungen nach hinten gereiht, wenn sie im gebärfähigen Alter sind? Auf viele Fragen der Gleichstellung gibt es auch heute noch keine befriedigenden Antworten. Bei uns nicht, wo wir doch in einer aufgeklärten Gesellschaft leben. Für viele Frauen in anderen Ländern hat sich die Situation sogar verschlechtert. Es ist gut, dass anlässlich des Internationalen Frauentages auf all diese Probleme aufmerksam gemacht wird.
Einführung des Weltfrauentages
Genau lässt sich die lange Tradition des internationalen Frauentages nicht zurückverfolgen. In einem sind sich alle Quellen einig: Es waren die TextilarbeiterInnen, deren Anteil durch die Industrialisierung immer größer wurde. Sie leisteten die gleiche Arbeit wie die Männer – bekamen dafür aber nur einen Bruchteil des Lohns. Streiks für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und die Gleichstellung mit den Männern folgten.
1910 forderte Clara Zetkin die Einführung eines jährlichen, internationalen Frauentages. Am 19. März 1911 fand dieser in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA zum ersten Mal statt.
Clara Zetkin ist auch dafür verantwortlich, dass seit 1921 der Internationale Frauentag am 8. März gefeiert wird. Am 8. März 1917 hatten TextilarbeiterInnen in Sankt Petersburg durch einen Streik unter dem Motto „Frieden und Brot“ auf sich aufmerksam gemacht.
Warum brauchen wir noch immer einen Weltfrauentag?
Weil es noch immer nicht verständlich ist, wie es sein kann, dass auch heute noch die Rechte von Frauen eingeschränkt werden. Können Sie sich vorstellen, dass im 21. Jahrhundert Frauen nicht arbeiten dürfen? Oder Mädchen aber dem 12. Lebensjahr nicht in die Schule gehen dürfen? Bekleidungsvorschriften sind da noch das kleinere Übel für Frauen in manchen Ländern.
Motto des Internationalen Frauentags
Jedes Jahr steht der Tag für die Frau unter einem anderen Motto. Damit soll auf die ungerechten Unterschiede zwischen Mann und Frau sowie die Diskriminierung von Frauen aufmerksam gemacht werden.
2022 ist das Motto „Geschlechtergleichstellung heute für ein nachhaltiges Morgen“. Frauen spielen in der Eindämmung des Klimawandels und beim Aufbau eine nachhaltige Rolle. Und sie sind von den Folgen des Klimawandels schwerer betroffen als Männer.
Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket soll die Gleichstellung der Geschlechter erreicht werden. Frauen und Mädchen sollen weltweit, während ihres gesamten Lebenszyklus, die gleichen Menschenrechte und Grundfreiheiten bekommen. Auch die Position der Frauen in der Arbeitswelt soll gestärkt und Gleichstellung erreicht werden. Unter #BreaktheBias wird auf die Aktivitäten und Aktionen zur Gleichstellung von Frauen hingewiesen.
Frauen arbeiten oft in Bereichen, die für unsere Gesellschaft enorm wichtig sind – zum Beispiel im Pflegebereich, im Dienstleistungsbereich und im Handel. Bezahlt sind die meisten dieser Jobs so gering, dass eine Feminisierung der Armut steigt. Nach wie vor ist es auch bei uns in großen Teilen der Bevölkerung noch üblich, dass für Haushalt und Kindererziehung Frau zuständig ist. Theoretisch ist bei uns die Väter-Karenz möglich, doch in vielen Unternehmen gibt es dafür keine Pläne für die Umsetzung und auch die gesellschaftliche Anerkennung der geteilten Elternkarenz ist noch gering.
Besonderes Augenmerk wird auf die Frauen im ländlichen Raum gelegt. Durch verstärkte Bildungsangebote und wirtschaftliche Unterstützung sollen die Arbeitsbedingungen und die Einkommensmöglichkeiten verbessert werden. Das gilt vor allem in den Entwicklungsländern. Gerade in der Landwirtschaft verschlechtert der Klimawandel die Situation der Frauen. Wüstenbildung, Sandstürme, Anstieg des Meeresspiegels und Naturkatastrophen führen zu Lebensmittelknappheiten und Hunger. Frauen essen oft erst, wenn der Rest der Familie schon gegessen hat – wenn nichts mehr übrig ist, bleiben sie hungrig.
Mit dem heurigen Motto des Frauentages soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass sich vor allem Frauen und Mädchen für eine nachhaltige Zukunft und den Schutz unserer Umwelt einsetzen.
Beitrag der Frauen für eine nachhaltige Zukunft
Ob täglicher Einkauf, regionale Ernährung, umweltfreundliche Haushaltsführung oder nachhaltige Mode – die Kaufentscheidungen in einem Haushalt werden oft von Frauen und Müttern getroffen. Die Gesundheit der Familienmitglieder ist ihnen wichtig. Dazu gehören eine intakte Umwelt und gesunde Lebensmittel. Nicht erst seit Greta Thunberg setzen sich Frauen vermehrt für den Klima- und Umweltschutz ein.
Gegen den Klimawandel am Frauentag
Am Internationalen Frauentag gibt es zahlreiche Veranstaltungen und Kundgebungen, an denen Sie teilnehmen können. Doch auch in Ihrem Alltag können Sie ein Zeichen setzen:
Nachhaltige Mode
Wenn Sie sich mit den vielen Sonderangebote zum Women‘s Day mit der neuesten Frühjahrsmode einkleiden wollen, achten Sie auf die Nachhaltigkeit.
Da sind einerseits die Materialien Ihres neuen Kleidungsstückes. Achten Sie auf hochwertige Stoffe aus biologischem Anbau oder recycelten Materialien. Und dass keine Pestizide oder andere Schadstoffe für die Herstellung verwendet wurden. Vermeiden Sie Plastik bei der Verpackung und tragen Sie Ihre neue Mode in wiederverwendbaren Stofftaschen nach Hause.
Bei der Mode gibt es auch einen anderen sehr wichtigen Aspekt: Der Großteil der Kleidungsstücke wird in Billig-Lohnländern produziert. Hauptsächlich Frauen und, oft auch Kinder arbeiten, oft unter den schlechtesten Bedingungen. Unterstützen Sie solche Missstände nicht. Kaufen Sie Ihre Kleidung nur bei Unternehmen, die ihren MitarbeiterInnen auch faire Preise bezahlen und auf angemessene Arbeitsbedingungen achten.
Denken Sie beim Kauf Ihrer Kleidungsstücke daran, ob vielleicht Tiere dafür leiden mussten.
Wenn Sie Ihr neues, nachhaltiges Lieblings-Outfit gefunden haben, beachten Sie Pflege- und Waschtipps. So halten Ihre Kleidungsstücke länger etwas.
Modemüll vermeiden
Die Modebranche verursacht ca. 10 Prozent der CO2-Emissionen - mehr als die internationale Luft- und Seeschifffahrt zusammen. Das ist nur ein Teil der Umweltbelastung durch die Modeindustrie. Hinzu kommt, dass die Mode immer schnelllebiger wird. Viele Kollektionen werden ungetragen entsorgt. Oft auch von namhaften Unternehmen, die ihre Preisniveau hochhalten wollen. Wirklich schlimm ist, dass europäische Müllberge in der chilenischen Wüste landen!
Solange wir Modediktate mitmachen, Fast Fashion kaufen und lieber zur Billigware statt zum Qualitätsprodukt greifen, solange werden die Modegiganten immer schneller, immer mehr produzieren. Sehr zum Leidwesen der Umwelt und der Menschen, die in der Textilbranche arbeiten. Und die Müllberge werden weiterwachsen. Bevor Sie daher die zahlreichen Modeschnäppchen zum Internationalen Frauentag nutzen, stellen Sie sich folgende Fragen:
- „Brauche ich das wirklich?“ Fragen Sie sich das, bevor Sie eine weitere Bluse kaufen und sie zu den anderen zwanzig in den Kleiderschrank hängen.
- „Kann man das reparieren?“ Sollten Sie sich fragen, bevor Sie Bekleidung wegwerfen, weil sie einen Riss oder ein kleines Loch hat. Eine talentierte Schneiderin kann Ihr Kleidungsstück in den meisten Fällen reparieren.
- „Wer könnte das tragen?“ Stellen Sie sich diese Frage bei Kleidungsstücken, die seit einem Jahr ungetragen in Ihrem Schrank hängen. Sortieren Sie Ihre Kleidung regelmäßig aus. Spenden Sie die Teile, die Sie nicht mehr tragen. Oder verkaufen Sie diese in einem Secondhand-Laden. Sie können auch eine Tauschparty machen. Eine Freundin freut sich möglicherweise über den Rock den Sie nicht mehr sehen können. Dafür hat sie eine Bluse, die Sie schon lange haben wollten. So können Sie und Ihre Freundin sich an einem neuen Kleidungsstück freuen. Ohne neue Ressourcen dafür zu verschwenden.
Doch nicht nur bei Ihrem Mode-Einkauf können Sie ein Zeichen für eine nachhaltige Zukunft setzen. Ob Kosmetik, Lebensmittel, für den Weg ins Shopping Center, den Frühjahrsputz oder Frühlingsdekoration Ihrer vier Wände – es gibt immer eine umweltschonende Alternative. Entscheiden Sie sich dafür. Kaufen Sie lieber weniger, dafür wertvoller ein. Damit schonen Sie unsere Ressourcen und sparen vermutlich noch Geld.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihrem nachhaltigen Frauentag.