Von der Alm zum Wein: Wandern in der Südsteiermark
Das Beste gleich vorweg. Die Tour kann nachhaltig und bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt werden. Dafür sorgen die Bahn und vor Ort ein innovatives Regiomobil, das Transfers übernimmt. Bei Übernachtung in einem der zahlreichen „Genussbetriebe“ sogar gratis. So gelingt es, dass sich die Südsteiermark aktiv an einem Wochenende sowohl alpin mit Bergfeeling, tags darauf aber als „Toskana der Steiermark“ mit geschwungenen Weinhügeln entdecken lässt. Kontrastreich, kulturell und genussvoll.
Mächtige Burg
Archeo Norico: Ein Bahnstopp in Deutschlandsberg und ein Spaziergang bringen uns zur mächtigen Burg - mit einer mehr als wechselvollen Vergangenheit „Als Buben sind wir in den Burgruinen auf Abenteuertour gegangen. Wir wussten aber um die Bedeutung des Ortes“, erzählt der Archäologe Andreas Bernhard bei der Führung. Es gab urgeschichtliche Besiedelung, die Kelten und die Römer waren hier. Das Mittelalter war eine Blütezeit, eine mächtige Festung entstand. Und dann der Verfall bis zum Restart.
„Es wurde nach Relikten gegraben, geforscht, rekonstruiert – und heute haben wir ein Schmuckstück einer restaurierten Burg mit einem sehenswerten Museum – samt Rundumblick vom Turm“ schwärmt Andreas. „Es ist natürlich ein Lebenstraum von mir hier gestalten zu dürfen, aus Trümmern wieder unsere Burg werden zu lassen“. Natürlich laden hier auch Rad- und Wanderwege zum länger Bleiben.
Genuss beim Kirchenwirt oder Kalorienstopp beim Wachter: Mit der Bahn geht es weiter, Endstation ist Wies und der Kirchenwirt vis-à-vis der barocken Kirche, ein Mitglied der Genussbetriebe. Die Mauthners leben in ihrem Gastbetrieb Regionalität vor, viele Nahrungsmittel kommen vom eigenen Betrieb. Die Chefin sorgt für die geschmackvolle, dem Jahresverlauf angepasste südsteirische Küche, die Weingärten und der Schilcher sind die große Leidenschaft vom Chef. Ein klassischer Familienbetrieb also. Jedenfalls schmecken Backhendl mit Käferbohnensalat und die Polenta grandios, der Schilcher sorgt für ein Weinerlebnis. Fachsimpeln bei einer Verkostung inklusive natürlich.
Anreise: oebb.at
Vor Ort: Regiomobil: regiomobil.st; klimafreundlicher Transport vor Ort (kundenservice@regiomobil.st; Tel: 050161718)
Reisezeit: Weinebene/Koralpe, ganzjährig für Wandern/Winterwandern/Schitouren Leutschach / Steirische Weinstraße, ganzjährig;
Wandertouren: weg-es.at; office@weg-es.at; (Silvia Sarcletti: +43 650 2611119)
Wanderkarte: Südsteiermark, Von der Alm zum Wein; Wanderübersichtskarte, 60 ausgewählte Wanderwege in der Südsteiermark; suedsteiermark.com
Kultur: Burgmuseum Deutschlandsberg; Narcheo Norico, archeonorico.at
Auf den Speikkogel
Der Weg ist das Ziel. Das gilt für die Tour von der Weinebene auf den 2140 Meter hohen Speikkogel ganz bestimmt. Die Waldpfade, die bestens bewirtschafteten Almgründe voller Kühe, die gemütlichen Almhütten, der etwas schweißtreibende Anstieg über die „Hühnerleiter“, der grandiose 360-Grad-Rundumblick am Gipfel und die immer sichtbaren Kugeln der Goldhaube (Überwachungssystems zum Schutz des österreichisches Flugraumes) machen die Tour zum Erlebnis.
„Wir haben hier in der Südsteiermark 60 attraktive Wanderrouten zusammengestellt. Jede Einzelne lässt den Wanderer die kleinen Geheimnisse der Südsteiermark entdecken, und auf jeder gibt es zumindest eine herzhafte Einkehrmöglichkeit“ erzählt Silvia Sarcletti, die mit uns unterwegs ist. Gemeinsam mit Elisabeth Zienitzer hat sie ihre Steiermark vom Dachsteingletscher bis zu den Weinbergen erwandert, mehrere Wanderführer gestaltet – und schließlich das Hobby zum Beruf gemacht. „Wandern und Genuss passen hier in der Region einfach perfekt zusammen. Ihr seid auf der Königsetappe zum höchsten Gipfel der Koralpe unterwegs.“ 5 Stunden Gehzeit und knappe 700 Meter Anstieg sind jedenfalls gut machbar, die Grillitschhütte, Almwiesenhütte und Grünangerhütte laden zur Rast.“
Wein- und Hof-Tour
Next Stopp Leutschach: Der regionale Transport funktioniert perfekt, vom Endpunkt der Wanderung (Termin vorher fixieren) bringt uns das Mobil nach Leutschach zur Südsteirischen Weinstraße. Kalorientanken ist nach dem Gipfelglück gefragt, also Einkehren bei den Germuths in einem Buschenschank. Mit einer Brettljause samt Gratisblick über die „Rolling Hills“ der Weinberge. „Wein ist unser Aushängeschild, aber genauso wichtig ist die Kulinarik. Wir wollen das Beste aus der Region für unsere Gäste auf einem Teller vereinen. Wir versuchen unseren guten Ruf als hochwertige und trotzdem leistbare Genussregion natürlich auszubauen. Die Südsteiermark ist nicht nur ein Traumziel im Herbst, sondern eine Ganzjahresdestination“ wissen die Germuths. „Dazu gehört Nachhaltigkeit. Mit dem Weinmobil kann der Gast relaxed per Bahn anreisen, für die kleinen Fahrtwege vor Ort sorgen wir“.
Wein - und Hoftour rund um Leutschach. Der morgendliche Ausblick von der Pension Titscherhof über die sanften Hügel des Weinlandes ist grandios. Von der Pension wollen wir nach einem herzhaften Frühstück direkt loswandern, den 17km langen Haus & Hof Rundwanderweg um Leutschach erleben. „Heute geht’s permanent bergauf, bergab - durch schattige Mischwälder, durch die Weingärten und auf Aussichtspunkte.“ weiß Wanderkumpel Ronnie nach dem Blick auf die Karte. Das Begehen der Weingärten ist respektvoll erlaubt. „500 Höhenmeter werden es wohl werden, aber wir sparen uns den schweren Rucksack. Einkehren in einem Buschenschank ist angesagt.“
Die größte Weintraube (Weintraubenskulptur) der Welt am Eorykogel, der 360 Grad Rundumblick vom Lubekogel mit Wein- und Wasser- Selbstbedienung, die Symmetrie der Weingärten und weite Hopfengärten (Leutschacher Bier!!) sind die Highlights – und die Gastfreundschaft der Südsteirer.
Am Wanderweg liegen auch Bauernhöfe und Weingüter. So laufen wir am „Auszeithof“ dem Seniorchef über den Weg, bekommen eine spontane Hofführung. Familie Promegg produziert hervorragendes Kernöl, Säfte und Schnaps. Ronnie kann nicht widerstehen, er kauft ein. „Schwerer Rucksack, bessere Kondition“ philosophiert er. Bei der „Muskatspritzer Rast“ in der Buschenschank Brenner - ungeplant wegen Gewittergefahr - erzählt uns die Oma über das Werden des Betriebes.
Unterkunft:
- kirchenwirt-wies.at, Fam. Mauthner-Reichmann, sehr gute Küche, Weingut – Urlaub am Winzerhof;
- www.titscherhof.at, familiär geführte Pension, sehr schöne Lage;
- auszeithof-pronegg.at; Gästezimmer, Weingut, Eigenprodukte
Gastronomie:
- kirchenwirt-wies.at; himmlische Gerichte vom Hendl, gschmackige Salate mit Kernöl, Schilcherparadies;
- oberergermuth.com; Familienweingut Oberer Germuth; beste Qualität, 5 Sterne Lage;
Literatur: Scarletti/Zienitzer, „Steiermark - Vom Gletscher zum Wein“, Wanderführer Rother Verlag (2019); aktuelle, profunde „Wanderbibel“ durch die Steiermark
Südsteiermark Infos
südsteiermark.com, schilcherland.at
Buschenschanken öffnen erst nach dem Mittagessen, sie dürfen kalte Speisen, Mehlspeisen und ihre Wein- und Traubenprodukte kredenzen. (keine warmen Speisen, Bier, Kaffee etc.). „Kommts schnell rein auf einen warmen Tee, ihr seid’s ja patschnass“ hören wir schließlich von unserer Gastgeberin im Titscherhof, nachdem wir am letzten Wanderkilometer doch noch einen kräftigen Regenguss abbekamen. Gastfreundschaft wird hier in der Südsteiermark gelebt……