Capri: Was man unbedingt sehen sollte - und was eher auslassen
Von Wolfram Kautzky
Die Achtzehnjährige lässt auf dem Gipfel des Monte Solaro den Blick in alle Richtungen schweifen, seufzt und sagt: „Ich hab’ nicht geglaubt, dass es so was Schönes gibt!“
Tatsächlich, ist man mit dem Sessellift auf der höchsten Erhebung Capris angekommen, kann man sich kaum sattsehen an den wundervollen An- und Ausblicken: hier am Gipfel die blumenumrankte Augustus-Statue, weiter unten, wie hingesprenkelt, die weißen Häuschen von Capri und Anacapri, vor der Küste die berühmten Faraglioni-Felsen und im azurblauen Meer die Ausflugsboote, die ihre weißen Spuren ziehen.
Anders als viele Inseln im Mittelmeer ist Capri eine grüne Insel, die frei von Bausünden und (fast) frei von Autoverkehr ist. Die einzige nennenswerte Straße ist die vom Hafen Marina Grande nach Capri und Anacapri – hier pendeln regelmäßig Minibusse, die das wichtigste Verkehrsmittel sind. Touristen müssen ihre Autos am Festland lassen – und das ist wahrlich ein Segen.
Will man die Insel zur Gänze erkunden, sollte man jedenfalls gut zu Fuß sein – viele Attraktionen sind nur per pedes erreichbar. So zum Beispiel die Villa Jovis: Hier residierte der römische Kaiser Tiberius, als er des tumultuösen Lebens in Rom überdrüssig geworden war. Der Palast („Villa“ ist eine noble Untertreibung) ist zwar weitgehend verfallen, aber alleine der fünfzigminütige Spaziergang von Capri-Stadt hierher lohnt sich – nicht zuletzt wegen der üppigen Gärten, zwischen denen der Weg verläuft, und des Zitronendufts, der überall in der Luft liegt. Oben angekommen, fasziniert der Ausblick auf das Festland und die nahe Amalfiküste.
Opium-Partys
Tipp: Machen Sie von hier aus noch einen Abstecher zur Villa Lysis, die Sie über einen kleinen Pfad in zwanzig Minuten erreichen. Das renovierte Jugendstil-Gebäude war um 1900 Schauplatz dekadenter Opium-Partys, die der schwedische Adelige Jacques d’Adelswärt-Fersen für sich und seinen jugendlichen Liebhaber Nino veranstaltete. Grandioser Blick auf Marina Grande!
Ein weiteres architektonisches Meisterwerk: die Casa Malaparte, laut New York Times „das schönste Haus der Welt“. Die ziegelrot verputzte, extravagante Villa, auf deren Stiegen sich schon Brigitte Bardot für den Godard-Film „Die Verachtung“ (1963) rekelte, ließ der Dichter Curzio Malaparte zwischen 1938 und 1940 auf einem weit ins Meer vorspringenden Felsen errichten.
Anreise
- Flug Wien–Neapel (1:35 Std.), etwa mit Austrian. CO2-Kompensation: 16 €
- Oder klimafreundlich mit dem Nachtzug, umsteigen in Venedig oder Rom (oebb.at).
- Von Neapel (Molo Beverello) mit dem Schnellboot in ca. 50 Min. nach Capri (25–29 € oneway)
Übernachten
Villa Sarah: familiengeführtes Hotel in Grünlage (15 Min. von Capri-Stadt zu Fuß), DZ/F ab 250 €.
Lokaltipp
Zu den wenigen nicht überteuerten Lokalen zählen das Ristorante Lo Sfizio (Nähe Villa Sarah) und das Buca del Bacco (Capri-Stadt, Zentrum)
Shopping
Aus den Blüten Capris hergestellt wird das Parfüm Carthusia (Showroom in der Via Camerelle 10)
Auskunft
enit.at, capritourism.com
Ein weiterer Prominenter, der deutsche Stahlbaron Friedrich Alfred Krupp, machte Capri ein besonderes Geschenk: Er ließ zwischen 1900 und 1902 auf eigene Kosten einen Serpentinenweg zwischen Capri-Stadt und Marina Piccola aus dem Fels sprengen, was ihm die Ehrenbürgerschaft einbrachte. Nach jahrelanger Sperre wegen Steinschlaggefährdung ist die „Via Krupp“ seit dem Vorjahr wieder begehbar.
In Anacapri, der ländlichen Schwesterstadt von Capri, befindet sich die beliebteste Touristenattraktion der Insel: die Villa San Michele, die sich der schwedische Arzt Axel Munthe errichten ließ und die heute ein Museum ist. Hier verfasste er seine Memoiren, die als Vorlage für den Film-Hit „Axel Munthe – Der Arzt von San Michele“ (mit O.W. Fischer, 1962) dienten. Mehr als die Kunstschätze, die Munthe zusammentragen hat, beeindrucken die Villa selbst, die prachtvolle Gartenanlage und die Ausblicke auf die Nachbarinsel Ischia.
5 Tipps für den Capri-Urlaub
Damit Sie die Schönheit der Insel auch voll auskosten können, fünf praktische Tipps für den perfekten Aufenthalt auf Capri:
Bleiben Sie mindestens drei Tage auf der Insel
Nur so können Sie alle Sehenswürdigkeiten in Ruhe besuchen und sich abends über die Abwesenheit der Tagestouristen freuen.
Meiden Sie die Hochsaison im Sommer
Von Juni bis September ist Capri hoffnungslos überlaufen. Die besten Monate für einen Besuch sind April, Mai und Oktober.
Knacken Sie vor Ihrer Abreise das Sparschwein
In Capri ist nichts billig (ein Aperol Spritz kann auf der Piazzetta in Capri-Stadt schon mal siebzehn Euro kosten). Wenigstens die öffentlichen Verkehrsmittel (Standseilbahn, Bus) sind einigermaßen erschwinglich.
Lassen Sie die Badehose daheim
Capri hat nur wenige Strände, und die sind fest in der Hand von Badeanstalten (für die Sie horrendes Eintrittsgeld bezahlen). Wichtiger: gutes Schuhwerk!
Verzichten Sie auf die berühmte Blaue Grotte
Angesichts der endlosen Wartezeiten im schaukelnden Miniboot erleben Sie möglicherweise Ihr blaues Wunder.