Russinnen zerschneiden Chanel-Luxustaschen
"Ich habe noch nie eine Marke gesehen, die sich ihren Kunden gegenüber so respektlos verhält wie Chanel", regt sich die russische Influencerin Victoria Bonya auf der Foto-Plattform Instagram auf.
Dazu postete sie ein Video, in dem sie ihre Chanel-Tasche mit dramatischer Musikuntermalung und steifem Gesichtsausdruck zerschnitt. Dem Model folgen 9,3 Millionen Menschen, rund 71.000 Follower begrüßen ihre Aussage und herzelten das Video.
Am zweiten Tag des Ukraine-Krieges hatte die Influencerin den Krieg deutlich verurteilt: "Nein zum Krieg! Überall auf der Welt! Nein zum Krieg und nochmals Nein zum Krieg!!!"
Warum plötzlich der Ärger über das französische Modeimperium Chanel? Nicht wegen dem Rückzug westlicher Unternehmen aus Russland, denn das Model wohnt in Monte Carlo und kann weiterhin westliche Luxusmarken einkaufen. Louis Vuitton, Hermès oder eben Chanel haben ihre Boutiquen in Russland längst geschlossen. Chanel betrieb 17 Geschäfte und beschäftigte 370 Mitarbeiter in Russland.
Chanel beschränkt aber jetzt auch den Verkauf an russische Kunden, die im Ausland leben: Der Konzern bittet russische Kunden zu bestätigen, dass ihr Hauptwohnsitz außerhalb Russlands liegt und sie nicht beabsichtigen, die Luxusgüter im Land zu tragen.
Ebenso verärgert zeigt sich auch Moderatorin Marina Ermoshkina auf ihrem Instagram-Konto: "Für uns - russische Mädchen - spielt es keine Rolle, Chanel in unserem Leben zu haben. Wir waren immer das Gesicht dieser Marke, wir waren diejenigen, die seit unserer Kindheit eine Tasche dieser Marke kaufen wollten. Und das haben wir getan. Aber keine Tasche, kein Ding ist meine Liebe für mein Heimatland wert, nicht meinen Respekt für mich selbst. Ich bin gegen Russophobie, ich bin gegen eine Marke, die Russophobie unterstützt."
Drei Tage nach dem neuerlichen Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 postete die Russin ihr selbstgemachtes Herz aus Epoxidharz, sehr beruhigend, wie sie auf der Foto-Plattform Instagram meint.
Chanel verteidigt strikte Verkaufspolitik
Das französische Unternehmen zeigt kein Mitleid mit den beiden Influencerinnen: Die neue Richtlinie von Chanel entspricht "allen Gesetzen, die für unsere Betriebe und Mitarbeiter weltweit gelten, einschließlich Handelssanktionsgesetzen", so das Unternehmen.
"In Bezug auf die verschiedenen Sanktionen, die in Bezug auf Russland und Weißrussland verhängt wurden, ist es Chanel untersagt, mit bestimmten natürlichen und juristischen Personen Geschäfte zu tätigen", sagte ein Konzernvertreter in einer Erklärung gegenüber Vogue Business.
In der Erklärung wurden die Sanktionsgesetze der EU und der Schweiz zitiert, die den "Verkauf, die Lieferung, die Weitergabe oder den Export von Luxusgütern an natürliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen in Russland oder zur Verwendung in Russland" für Artikel im Wert von mehr als 300 Euro verbieten.