Kultur/Wiener Festwochen

Dunkle Stadtgeschichte

Morzinplatz. Einst eine der besten Adressen, später ein "Ort des Schreckens", wie der Journalist, Publizist und Historiker Ari Rath sagte. Wo seit 1968 eine rote Wohnhausanlage, der Leopold-Figl-Hof, steht, war einmal das Metropole, eines der besten Hotels: vier Stock hoch, an der Fassade eine große Uhr, gepolsterte Flügeltüren.

Die Nationalsozialisten beschlagnahmten es unmittelbar nach dem "Anschluss" für die Gestapo, das wichtigste Instrument des NS-Terrors in Österreich.

Mehrere 10.000 Menschen wurden in dem Gebäude zwischen 1938 und 1945 erfasst, verhaftet, misshandelt, verhört, gefoltert und in Gefängnisse und Konzentrationslager eingewiesen – viele in weiterer Folge ermordet oder in den Tod getrieben.

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Am 12. März 1945 brannte das ehemalige Metropole nach Bombentreffern aus. Im 1948 in Wien gedrehten Film "Der dritte Mann" ist in einer Einstellung noch die Ruine des Gestapo-Hauptquartiers zu sehen. Dann wurden die Reste des Gebäudes abgerissen. Eine Plakette erinnert heute daran, dass sich hier einst der "Eingang zur Hölle" befand.

Das Into-the-City-Projekt "Hotel Metropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben" soll "dieses Kapitel dunkler Stadtgeschichte wieder ins Bewusstsein der Menschen rufen", so Organisator Wolfgang Schlag.

Dabei befassen sich österreichische und internationale Künstler mit Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. Das Grätzel um den Morzin- und den Schwedenplatz ist dabei Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit dem Verschütteten, Vergessenen und Verdrängten.

Vier Themenbereiche gliedern das Programm, in das neben künstlerischen Arbeiten und Aktionen Zeitzeugen, Anwohner und Experten ebenso eingebunden sind wie Aktivisten, die vielerorts die Erinnerung an Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus lebendig halten.

Künstlerische Aktionen

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Ein temporärer Ausstellungsraum am Morzinplatz Nr. 1 dient als Zentrale und Ausgangspunkt für künstlerische Aktionen im und Rundgänge durch das Viertel. Am Platz selbst sind ortsspezifische künstlerische Arbeiten im öffentlichen Raum zu sehen. Teile des Programms sind u. a. eine Ausstellung mit Werken aus der Kunstsammlung des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), eine Foto-Schau zum Simon Wiesenthal Archiv, eine Tagung regionaler Geschichts-Experten und ein internationales Symposium.

INFO: Eröffnung 28. 5. Morzinpl. 1; 18 Uhr: Eröffnung der Ausstellungen und Projekte im öffentlichen Raum; 19 Uhr: Konzert mit AutorYno, Jazzwerkstatt Wien. 29. Mai bis 21. Juni: Do.–So. 14–21 Uhr (auch an Feiertagen), Eintritt frei
www.festwochen.at