Kultur

Schlagersänger Roger Whittaker 87-jährig gestorben

Der britische Schlagersänger Roger Whittaker, der große Hits wie "Albany" hatte und insbesondere auch in Deutschland und Österreich berühmt war, ist tot. Er ist laut internationalen Medienberichten 87-jährig gestorben. Seine Familie hat die Nachricht von seinem Tod veröffentlicht.

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„Abschied ist ein scharfes Schwert, das oft so tief ins Herz dir fährt“, heißt es in einem seiner größten Hits. „Einmal geht auch die schönste Zeit vorbei, ooh ooh.“ Und so hatte sich Whittaker schon vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Anfang der 60er Jahre hatte die Musikerlaufbahn des studierten Zoologen, Meeresbiologen und Biochemikers Fahrt aufgenommen. Geboren worden war der Sohn englischer Einwanderer 1936 in Nairobi in der damaligen britischen Kolonie Kenia. Nach dem Militärdienst, einem abgebrochenen Medizinstudium in Kapstadt und einem vorübergehenden Job als Lehrer in Nairobi zog es Whittaker nach Europa. Ein zweites Studium in Wales schloss er mit dem Bachelor of Science ab.

Finanziert hatte er sein Studium mit Auftritten als Sänger in Clubs und Bars - und nebenbei schon eigene Songs komponiert. So führte eins zum anderen. 1962 nahm er seine erste Single „The Charge Of The Light Brigade“ auf, eine pompöse Country-Nummer. Zu seinem eigenen Stil, mit dem er weltweit Erfolge feierte, fand der Musiker erst Ende der 60er Jahre.

"Mit diesem Gesicht wird das nichts"

Der Bartwuchs hat laut Whittaker auch eine Rolle gespielt. „Früh in meiner Karriere hab ich mich im Fernsehen gesehen und gedacht: Mit diesem Gesicht wird das nichts“, erzählte er vor Jahren dem „Daily Express“. „Also habe ich mir den Bart wieder wachsen lassen, den ich schon in der Universität hatte.“ Wie ein Popstar sah er trotzdem nie aus. Mit Henriquatre-Bart, Jackett, Brille und den seit den 80ern ergrauten Haaren wirkte er wie der freundliche Herr von nebenan - ein sympathisches und authentisches Image, das zu seiner Musik passte.

Die komplett gepfiffene Instrumentalnummer „Mexican Whistler“ war 1967 sein erster Hit in Großbritannien. Die Ballade „Durham Town“ markierte zwei Jahre später den großen Durchbruch. Lieder wie „The Last Farewell“ oder „Indian Lady“ machten Roger Whittaker bald auch in anderen Ländern populär. Sein wohl prominentester Fan war der frühere US-Präsident George H. W. Bush, der ihn zu sich einlud und auf dessen Goldener Hochzeit er sang.

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Einer von Whittakers größten Hits, „The Last Farewell“, wurde erst vier Jahre nach seinem Erscheinen ein Erfolg. Nachdem es der Song 1975 über Umwege ins amerikanische Radio und die US-Top-20 geschafft hatte, wurde er auch in Europa ein Riesenerfolg. In Großbritannien landete er auf Platz 2 der Hitparade, direkt hinter Rod Stewarts „Sailing“. Später nahm sogar Elvis Presley „The Last Farewell“ auf.

Hier und da schwangen in Whittakers Musik die afrikanischen Einflüsse mit, die er während seiner Jugend in Nairobi aufgesogen hatte. „Das wundervolle Trommeln und diese wunderbaren, ansteckenden Rhythmen waren bei allem, was ich jemals geschrieben und gesungen habe, ein wichtiger Einfluss“, wurde Whittaker auf seiner Website zitiert.
Seine treueste Fangemeinde hatte er in Deutschland. Viele Songs nahm er deshalb mithilfe von Lautschrift in deutscher Sprache auf, wobei er mit den Umlauten zu kämpfen hatte. „Das schlimmste deutsche Wort ist Zärtlichkeit“, scherzte der Liedermacher 2012 im „BamS“-Interview. „Also rein phonetisch natürlich.“ Zu seinen größten Erfolgen zählen „Albany“ und „Abschied ist ein scharfes Schwert“, die der Komponist und Produzent Klaus Munro geschrieben hatte.

Ab den 80ern verlagerte sich Whittakers Stil zunehmend auf den deutschen Schlager - stilistisch irgendwo zwischen den Flippers und Howard Carpendale. So sang er 1986: „Ein bisschen Aroma, ein bisschen Paloma, ein bisschen Chichi brauch ich heute, Cherie!“ Mehr als 25 Alben veröffentlichte Whittaker in Deutschland. Für sein Lebenswerk wurde der britische Gentleman des deutschen Schlagers mit der „Platin-Stimmgabel“ und der „Krone der Volksmusik“ geehrt.

Seinem freundlichen Image wurde Roger Whittaker auch privat gerecht. Ab 1964 war der Familienmensch und Hundefreund mit seiner Frau Natalie verheiratet, die später auch seine Managerin wurde. Das Paar hat fünf Kinder, mehrere Enkel und Urenkel. Nachdem die Whittakers lange in Irland gelebt hatten, zogen sie 2012 nach Südfrankreich - natürlich wegen des wärmeren Wetters. Dort ist Whittaker laut seiner Familie nun gestorben.