Österreichischer Künstler Lois Weinberger gestorben
Von Georg Leyrer
Der österreichische Künstler Lois Weinberger ist laut "Standard" gestorben: Weinberger, zweifacher documenta-Teilnehmer, starb demnach in der Nacht auf Dienstag in Wien im Alter von 72 Jahren. Weinberger arbeitete vier Jahrzehnte an der Schnittstelle von Natur und Zivilisation.
Bei der documenta X installierte er vor 20 Jahren ein bepflanztes Bahngleis, zuletzt kehrte er mit sprießendem Unkraut nach Kassel zurück: Lois Weinberger beschäftigte sich schon seit den 1970er-Jahren auf unkonventionelle Weise mit dem Verhältnis zwischen Natur und Zivilisation, seit 2003 auch im Duo mit seiner Ehefrau Franziska.
Weinberger wurde am 24. September 1947 in Stams (Tirol) geboren und ursprünglich zum Schlosser und Kunstschmied ausgebildet, anschließend besuchte er die Wiener Kunstschule. Von Anbeginn an stehen Pflanzen und Naturelemente im Mittelpunkt des künstlerischen Interesses, seine natur- und erdnahen Arbeitsprozesse realisiert er dabei stets in verschiedensten Formen und Materialien: Neben Skulpturen, Malerei und Grafik bediente er sich im Laufe seiner Tätigkeit auch moderner Mittel wie der Aktion, konzeptueller Darstellungen, Installationen, Ready-Made, Film und Copy Art.
Wegbereiter der Debatte um Kultur und Natur
Seine Arbeit brachte Weinberger 1991 eine Einladung zur Biennale in Sao Paulo, 1993/94 eine Professur an der Akademie Karlsruhe, im Jahr darauf eine Beteiligung am Internationalen Atelierprogramm „Künstlerhaus Bethanien“ in Berlin sowie über mehrere Jahre Vorträge an der Bauhaus Universität Weimar. Als er 1997 bei der documenta X ein Bahngleis am Kasseler Kulturbahnhof über eine Länge von 100 Metern mit nicht-heimischer Botanik vom Balkan bepflanzte, die sich rasch ausbreitete und die einheimische Vegetation verdrängte, machte die breite Rezeption des subversiven Transfers den Künstler zu einem der Wegbereiter der Debatte um das Verhältnis von Kultur und Natur.
Ab 1999 arbeitete er mit Franziska Weinberger an einem poetisch-politischen Netzwerk, welches den Blick auf Randzonen lenken und Hierarchien unterschiedlicher Art infrage stellen soll. Dabei spielen Ruderalpflanzen, also Unkraut, eine wesentliche Rolle, da diese bei Pflanzengesellschaften für Außenseiter stünden. Die Natur bildet sich in ihrem Werk als „Laborprodukt, als wissenschaftliche Abbildung, als gefundenes, bearbeitetes Objekt, als Zitat, als gebauter Raum, als spezielles Biotop“ ab.
2009 bespielte das Künstlerpaar den österreichischen Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig - unter anderem mit einem Container namens „Laubreise“, der später Heimat an der Peripherie des Geländes des Erste Campus in Wien gefunden hat. Eine frei zugängliche Holzhütte beherbergt einen Quader aus Drahtgitter, der in den folgenden Jahren mit Laub, Ästen und Grasschnitt aus den Grünanlagen des Erste Campus befüllt und somit zum anarchischen Asyl für wilde Vegetation werden soll. Vor dem 21er Haus in Wien hat Weinberger 2012 einen hohen Stahlkäfig - den sogenannten Wild Cube - installiert, in dem die Aufforstung durch Spontanvegetation ohne menschliches Zutun erfolgt. Aktionen wie diese führte Weinberger auch nach Sao Paolo, Tokio, Marseille, Berlin, Dresden oder Florenz.
Weinberger erhielt unter anderem den Förderpreis für Bildende Kunst (Unterrichtsministerium 1985), das Große Kunststipendium des Landes Tirol (1999) und den Würdigungspreis für Bildende Kunst des Landes Niederösterreich (2010). 2007 ehrte die Universität Innsbruck Weinberger zum 60er mit dem Professoren-Titel. Im gleichen Jahr erschien das Buch „Lois und Franziska Weinberger - Feldarbeit/Field Work“ (Skarabaeus), das einen umfassenden Einblick in die Arbeit des Künstlerpaars ermöglicht.