Michael Kiwanuka: Soul mit Herz und Seele statt Imponiergehabe
Eigentlich hat Michael Kiwanuka noch gar nicht viel Spezielles gemacht. Er ist auf die Bühne der Wiener Metastadt gekommen, hat mit dem Song „Piano Joint“ begonnen. Jetzt ist der Soul-Musiker beim zweiten, bei „One More Night“. Die Rhythmusgruppe seiner Band verliert sich in den synkopierten Beats, und als sein Gitarrist ein Solo anstimmt, legt sich trotzdem schon jetzt das Flair des Speziellen über die Innenhöfe dieses alten Fabriksgeländes, während der Sonnenuntergang hinter der Bühne orange-rosa-babyblau schimmert und gegenüber der fast volle Mond fett im Himmel sitzt.
5000 sind gekommen, um Kiwanuka zu sehen. Ursprünglich sollte er mit Lauryn Hill auftreten, doch die hat diese Tour abgesagt und will erst nächstes Jahr kommen.
Kiwanuka braucht die Hip-Hop-Soul-Diva ohnehin nicht. Er braucht auch sonst nicht viel, um sein Publikum wunderbar zu unterhalten. Nur seine Band mit zwei großartigen Backgroundsängerinnen, die bei ihren Soli immer wieder Zwischenapplaus entfachen. Dazu Instrumente, buntes Licht und seine Songs.
Die fusionieren Soul und Indie-Rock und bedienen sich vielfältiger Rhythmen zwischen verträumt und melancholisch und zügig in die Zukunft ziehend. Vor allem aber haben sie Aussagen, die unter die Haut gehen, seien es politisch-soziale Botschaften („Black Man In A White World“, „Another Human Being“), oder Persönliches wie „I’ve Been Dazed“.
Auch bei seinen Texten macht Kiwanuka nichts Spezielles, das aber richtig. Oft sind es nur ein paar simple Worte oder schlichte Beschreibungen von Situationen, die zutiefst bewegen. Und dann sind da wieder Songs wie „Light“, die aufbauen und Mut machen.
Kiwanuka findet die richtige Balance zwischen den beiden Polen – in der Zusammenstellung des Programms genauso, wie innerhalb der Songs, die schwierige Themen auch mal mit bewegenden Rhythmen auflockern.
Dass all das an diesem milden Sommerabend so einnehmend wirkt, liegt sicher auch an der entspannten Atmosphäre in der Metastadt, einem Arena-ähnlichen, aber weit größeren Gelände. Aber vor allem daran, dass manchmal simples Musikmachen und unaufdringliche Bühnenpräsenz nicht nur genug, sondern besser sind, als pompöses Showspektakel oder unbändige Sound-Experimente.
Tipp:
Bis Samstag kann man in der Metastadt Konzerte von Sarah Connor, Sido, Alt-J und The Kooks genießen. Karten: www.oeticket.com