Kultur/Medien

Wem gehört die Wahrheit? Ars Electronica Festival sucht Antworten

Das Ars Electronica Festival 2023 "Who Owns the Truth?" geht von 6. bis 10. September in Linz der Wahrheit auf den Grund. Viel Raum wird dabei dem Founding Lab gegeben, einer gemeinsamen Initiative des Institute of Digital Sciences Austria (IDSA), das seinen Namen noch ändern wird, und der Ars Electronica. Weitere Schwerpunkte bilden Taiwan, die Themen-Symposien sowie verschiedene Ausstellungen, die zeigen, wie breit gefächert das Thema Wahrheit sein kann.

Summer School & Forschungslabor

Im Founding Lab werden 75 Studierende in der dreiwöchigen Summer School Ideen entwerfen und sie anschließend im Forum 15 Fellows, den Lehrenden, präsentieren. Das Forum solle ein Ort sein, an dem "sehr kritisch, aber total proaktiv der gemeinsame Horizont dessen, was die künftige Uni IDSA machen soll, erforscht und definiert" wird, sagte Martin Honzik, Managing director des Medienkunstfestivals, in einem ersten APA-Überblick. Das Futurelab, das Forschungslabor der Ars Electronica, werde sich anschließend bei der Gestaltung der Inhalte des Herbstsemesters einbringen.

Themenschwerpunkt Taiwan

Ein künstlerischer Schwerpunkt des Festivals wird aus Taiwan kommen. Einerseits bespielt Yen Tzu Chang den Mariendom mit ihrer Tanzperformance "Mirage Replicas 2.0", in der sie sich mit den Generationsunterschieden innerhalb einer Familie und Kultur beschäftigt, andererseits ist die Taipei National University of Arts als Featured University des Festivals an der Kunstuniversität Linz vertreten und zeigt im Splace ihre Ausstellung unter dem Titel "Epicentrum". Und schließlich wird Digitalministerin - und Software-Programmiererin - Audrey Tang am Themensymposium "The End of Truth?" teilnehmen.

Alle Inhalte anzeigen

Auch die Besucherinnen und Besucher des Festivals sollen sich Gedanken machen, was Wahrheit für sie ist und ihre Antworten auf Klebezetteln in der Transformation Lounge hinterlassen. "Die kuratierten Ausstellungen werden sehr schön zeigen, wie breit das Thema der Wahrheit gefächert ist und diskutiert werden muss", wobei heuer globale Themen die Kunstschaffenden stark bewegen, worin die Ars eine Chance für Gesellschaft und Künstler sieht. "Wir wollen den Menschen zeigen, dass hinter den technischen Systemen Profiteurinnen und Profiteure sitzen und dass die Transformation dahinter sehr kommerziell, sehr wirtschaftlich ausgerichtet ist." Es sei nicht nötig, querdenkerische Verschwörungen auf die Beine zu stellen, denn die Objektivierung der Realität sei Wahnsinn genug. Diesen könne man aber durch Bildung, kritisches Denken und kollaborative Diskussion durchdringen und dann die Essenz dieser Systeme sehen. "Erst dann sind wir in der Lage, eine Veränderung konstruktiv und proaktiv im Sinne des Ganzen durchzuführen", wirft Honzik auf.

Wahrheit in allen Lebenslagen

In den Themen-Symposien geht es an drei Tagen einmal um die nächste Renaissance, um den Konflikt zwischen Ethik, Werten und Prioritäten, die die immer schnellere Entwicklung von Technik und Gesellschaft mit sich bringt. In der More-than-a-Planet-Konferenz dreht es sich um unser (Besitz-)Verhältnis zur Natur und schließlich in "The End of Truth?" um den Einfluss von KI auf Demokratie und Informationsnetze und wie die Trennung von Fakten und Fiktion sich mit der Zeit verändert hat - als Antwort auf die neuen Technologien.

Im Jugendformat "Create Your World" - heuer unter dem Motto "Truth or Dare?" - geht es unter anderem um Aktivismus. Es gibt ein KI-Orakel und das große Kooperationsprojekt "Space Messengers" mit einer Künstlerin aus New York, Wissenschaftern von CERN und einem Künstlerkollektiv aus Wien.

Festivalpodcast auf Ö1

Die Organisatorinnen und Organisatoren hoffen auf viele Gäste - auch wieder aus dem ostasiatischen Bereich -, die Hotellerie sei jedenfalls ausgebucht. Bezüglich der Anreise gelte weiterhin die Empfehlung aus dem Vorjahr, innerhalb von Europa der Bahn den Vorzug zu geben und auf Flüge zu verzichten. Das sei bisher sehr unterschiedlich angenommen worden. Intern werde zumindest innerhalb von Europa nicht mehr geflogen. Der Nachhaltigkeitsgedanke kam bei der Ars Electronica von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, betont Honzik. "Der Druck wurde so groß, dass wir eine Nachhaltigkeitsmanagerin bekamen, nach dem Festival 2021 wurden Maßnahmen erarbeitet", diese könnten zwar nicht zu 100 Prozent umgesetzt werden, "aber wir sammeln Expertise und Vorschläge, um es am Ende vielleicht doch zu schaffen".

Um den Besuchern einen Überblick zu geben, gliedert die Ars Electronica ihr umfangreiches Programm in Tagesschwerpunkte vom "Education Day" am Mittwoch bis zum "Prix Ars Electronica Day" am Sonntag. Einstimmen auf das Festival kann man sich mit dem Festivalpodcast von Ö1-Wissenschaftsredakteurin Sarah Kriesche, die ebenfalls beim Themensymposium "The End of Truth?" am Podium ist.