Kultur/Medien

Warum die Netflix-Serie "Tiger King" fasziniert

Hi, ihr coolen Katzen und Kätzchen!

Wenn Sie diese Begrüßung noch nie gehört haben, ist wohl einer der größten Hypes der jüngeren Vergangenheit noch nicht bis zu Ihnen durchgedrungen: „Tiger King“. Die Doku-Serie ist seit wenigen Wochen beim Streamingdienst Netflix verfügbar und beherrscht seitdem die Diskussionen in sozialen Medien – und nicht nur dort.

Worum es in „Tiger King“ (wenig ansprechender deutscher Titel: „Großkatzen und ihre Raubtiere“) geht, lässt sich kaum in wenigen Worten zusammenfassen. Ursprünglich wollten die beiden Filmemacher, Eric Goode und Rebecca Chaiklin, von den teils katastrophalen Bedingungen erzählen, unter denen Menschen in den USA Raubkatzen wie Tiger, Löwen oder Leoparden bei sich zu Hause halten.

Doch schon bald fanden die zwei Regisseure größeres Interesse an den teils skurrilen Personen, die diese bizarre Parallelwelt der Großkatzen-Aficionados bevölkern.

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Exzentrische Protagonisten

Da wäre etwa der „Tiger King“ himself, Joe Exotic, ein ehemaliger Zoobesitzer aus dem US-Bundesstaat Oklahoma, Waffennarr und Country-(Playback-)Sänger, der zeitweise mit mehreren Männern gleichzeitig verheiratet war. Mittlerweile sitzt er im Gefängnis – unter anderem, weil er einen Auftragsmörder auf seine Erzfeindin angesetzt haben soll.

Die wiederum ist Tierschützerin Carole Baskin, die Einrichtungen wie jener von Exotic den Kampf angesagt hat, ihre Fans auf Social Media als „coole Katzen und Kätzchen“ begrüßt, sich vornehmlich in Katzenprint kleidet – und ihrerseits verdächtigt wird, einen ihrer früheren Ehemänner an Tiger verfüttert zu haben.

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So unglaublich wie die exzentrischen Protagonisten erscheinen auch die Geschichten, die man im Laufe der Serie von ihnen erfährt, und die trashige Ästhetik, die sie umgibt. Diese Kombination fasziniert und beschäftigt die Welt seit Wochen, in einem Ausmaß, das über die üblichen Memes, die auf Facebook & Co geteilt werden, hinausgeht.

Stars wie Jared Leto oder Sylvester Stallone verkleiden sich für Social Media als Tiger King, es gibt T-Shirts und andere Fanartikel von Joe Exotic zu kaufen, und US-Präsident Donald Trump hat in einer Pressekonferenz darauf angesprochen gesagt, er würde sich anschauen, ob er den verurteilten Exotic begnadigen werde.

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Doku trifft Reality-TV

Doch es gibt auch Kritik an „Tiger King“. Das große Interesse an der Serie komme nicht nur daher, dass die Menschen durch die coronabedingte Isolation sehr viel Tagesfreizeit zur Verfügung hätten, die gefüllt werden will.

Eine Rolle dürfte wohl auch ein gewisser Voyeurismus spielen, schreiben US-Kritiker: Menschen machten sich etwa über Exotics schlecht gefärbten Vokuhila lustig und empfänden gegenüber den gescheiterten Existenzen, die er um sich versammelte, ein Gefühl der Überlegenheit. Die Grenzen zwischen Doku und Reality-TV sind bei „Tiger King“ fließend.

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Für Netflix ist die Produktion dennoch ein voller Erfolg: Die Serie hat zahlreiche Zuschauerrekorde gebrochen. Vor Kurzem veröffentlichte der Streamingdienst auch eine Bonusfolge, in der die Protagonisten erneut zu Wort kamen – zumindest diejenigen, die noch einmal vor die Kamera wollten. Tierschützerin Baskin hatte etwa keine Freude mit der Art und Weise, wie sie in der Serie dargestellt wurde, und äußerte öffentlich Kritik.

Ein anderer soll sich laut den Regisseuren jedoch besonders über „Tiger King“ freuen: Joe Exotic. Der genießt die Aufmerksamkeit – auch, wenn er sie hinter Gittern nur aus der Ferne beobachten kann. Und er soll auch schon einen Wunsch geäußert haben, wer ihn in einer Verfilmung verkörpern sollte: Brad Pitt.