"Report"-Moderatorin Schnabl: "Um jene kümmern, die skeptisch sind"
Susanne Schnabl führt seit 2013 allwöchentlich durch den „Report“, wo sie moderiert und die politischen Interviews bestreitet. Heuer ist Schnabl erstmals für die ROMY nominiert. Wie sie ihr Publikum erreicht und für mehr Glaubwürdigkeit eintritt, erklärte sie im KURIER-Interview.
KURIER: Im „Report“-Studio hat Innenminister Herbert Kickl den berühmten Satz gesagt, wonach das Recht der Politik zu folgen habe. Wird Ihnen manchmal heiß bei den Äußerungen, die im Livegespräch fallen?
Susanne Schnabl: Heiß nicht. Aber die Ohren werden größer. Und dann geht es darum, was ist die nächste Frage und wie gut ist sie platziert, um herauszuarbeiten, ist das ein provokanter Sager oder wird schon über rechtliche Folgen in der Praxis nachgedacht.
Wann ist ein Politikerinterview im Live-Fernsehen geglückt?
Für mich ist es die ehrlichste Form des Journalismus. und das beste innenpolitische Service, das man unseren Zusehern bieten kann: Die können sich gleich mehrere Bilder in Echtzeit machen. Wenn man konkrete Antworten bekommt, ist das ein Erkenntnisgewinn. Es kann aber auch sein, wenn jemand partout nicht antworten will, das auch das ein atmosphärischer Erkenntnisgewinn sein kann. Man darf das Publikum nicht unterschätzen.
Was ist eher zutreffend: Das Publikum ist an politischen Detailfragen und Prozessen interessiert oder das Publikum möchte sehen, wie ein Politiker und eine Journalistin miteinander ringen?
Es gibt sowohl die einen als auch die anderen. Ich glaube ein Jurist wird ganz anders an Interview mit dem Innenminister herangehen als jemand der sich allgemein informieren möchte. Mir geht es in den „Report“-Interviews darum, das Große und Ganze rauszuarbeiten. Sich nicht nur um Detailfragen zu drehen, sondern Hintergründe und Zusammenhänge auszuleuchten.
Politische Berichterstattung dreht sich oft um die Bewertung einzelner Sager, um die sich Debatten in Fachzirkeln ranken. Wie erreichen Sie Ihr Publikum?
Man muss es herunterbrechen und verständlich halten. Ich tue mir oft selber schwer, wenn Berichterstattung so verklausuliert ist, dass ich mir denke: „Gut, das ist jetzt mein Job, mich damit auseinanderzusetzen, aber es soll für den Durchschnittsleser oder –seher kein juristisches Proseminar werden...“
Haben Sie das Gefühl, dass wir manchmal in die Falle tappen, vor allem für unsere Kolleginnen und Kollegen zu berichten?
Dem kann ich durchaus etwas abgewinnen, ja. Ich würde sagen, manchmal passiert das aus Gewohnheit, aber auch aus Eitelkeit wie in einem abgeschlossenen Zirkel. Nur, wenn Mechaniker untereinander reden, kenne ich mich als Außenstehende auch nicht mehr aus.
Für den Mechaniker vermittelt noch der Kundenservice. Journalisten sprechen ihre Leser ja direkt an.
Deswegen ist es ja auch iunser Job, das als Dienstleistung zu übersetzen und einzuordnen: Warum etwas in unserem Rechtsstaat oder für unsere Demokratie wichtig ist.
Wie ist das „Report“-Publikum zusammengesetzt?
Ein typisches ORF2-Publikum, das sich aber auf Information fokussiert, das Inhalte vertieft haben will. Und: Wenn ein Thema ganz heiß diskutiert wird, dann will man sich auch hintergründig informieren. Das merkt man an den Zuschauerzahlen.
Sie haben für eine „Report“-Ausgabe kritische Seher zu einer Art Werkstattbesuch eingeladen, um zu zeigen, wie Berichte und Reportagen im Report entstehen. Was nimmt man als Redaktion davon mit?
Wir haben eine extrem hohe Glaubwürdigkeit, aber dennoch müssen wir uns um die jene kümmern, die skeptisch sind. Deren Skepsis kann politisch motiviert sein oder nicht, dennoch ist der Grund dafür oft banal. Sie wissen nicht, was wir machen sprich wie wir arbeiten. Der Journalismus ist daher gut beraten, transparenter denn je zu sein. Das ist meistens wie ein riesiges Aha-Erlebnis und fast alle Fragen sind am Ende geklärt.
„Transparenz als neue Objektivität“. Ist das ein Leitsatz, den Sie teilen würden?
Transparenz und Objektivität, das wird immer wichtiger. Wie in den Sozialen Netzwerken sind diejenigen, die unzufrieden sind, die Lauten, aber nicht die Mehrheit. Dem kann man nur entgegen wirken, in dem man total offensiv transparent ist.
Transparenz als Mittel gegen das „Lügenpresse“-Geschrei?
Es ist nicht die Mehrheit, die da ruft, sondern die wenigen Lauten. Nur was ist mit der Mitte? Ob die zweifelt, weiß ich nicht. Wenn ich mich an den Einschaltquoten orientiere, müsste ich sagen, nein, ansonsten würden mehr ab- oder umschalten. Es geht also um die, die zweifeln und darüber nachdenken, ob die „Lügenpresse“-Schreier nicht doch irgendwo einen Punkt haben.