Kultur/Medien

Und es ward wieder Dschungel: "Ich mache hier nicht ein Mal Pipi"

*Disclaimer: Das TV-Tagebuch ist eine streng subjektive Zusammenfassung des TV-Abends.*

Die Corona-Pandemie verhinderte die 15. Auflage des Dschungelcamps in Australien. Dennoch bekommen Deutschlands Reality-TV-Sternchen von RTL wieder eine vierzehntägige Quarantäne mit Videoüberwachung verordnet.

Aus „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ wurde „Ich bin ein Star – die große Dschungelshow“. Und ein Blick auf die Kandidatenliste zeigt: Selbst den Satz „Ich bin ein Star“ hätte man streichen können.

Die Namen Oliver Sanne, Bea Fiedler, Sam Dylan, Lars Tönsfeuerborn, Filip Pavlovic, Mike Heiter, Christina Dimitriou, Xenia von Sachsen, Lydia Kelovitz, Zoe Saip, Djamila Rowe, Frank Fussbroich finden sich auf jener Liste von zwölf Kandidaten, die um ein „Golden Ticket“ für die nächste echte "IBES"-Staffel in Australien rittern.

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Ebenso wenig schillernd wie diese Liste zeigt sich der deutsche Schauplatz des Geschehens beim Auftakt am Freitagabend. „Zwischen Chemiepark, Wurstfabrik und zerbrochenen Träumen“ ziehen die Kandidaten in ein Fernsehstudio in Hürth bei Köln ein.

Drinnen sind jede Menge exotische Topfpflanzen platziert, der Schauplatz für die Dschungelprüfungen sieht fast so aus wie immer. Fast.

Tiny House

Genächtigt wird allerdings nicht in einem Camp, sondern in einem kleinen Holzhäuschen mit 18 Quadratmetern Wohnfläche. „Tiny House“ nennt sich die spartanische Unterkunft. Die englische Wortschöpfung hat den Machern offenbar so gut gefallen, dass sie alle paar Sätze im Skript des bewährten Moderatorengespanns Sonja Zietlow und Daniel Hartwich auftaucht.

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RTL pfercht freilich nicht zwölf Personen auf einmal ins „Tiny House“. Jeweils drei Kandidaten teilen sich für drei Tage Bett und Hängematte. Danach wird immer eine Person vom Publikum nach Hause geschickt. Nach den vier Durchläufen soll dann das 8er-Halbfinale stehen.

In der Auftaktshow am Freitag gingen "Love-Island"-Teilnehmer Mike Heiter (28), Model Zoe Saip (21) und „Reality-Urgestein“ Frank Fussbroich (52) an den Start.

Heiter sieht wie Real-Madrid-Kicker Sergio Ramos aus, ist aber wesentlich netter. Er legt Wert darauf, dass die blondierten Haare richtig liegen, daher wird die grüne Zwergenmütze (Achtung, „Tiny House“!), die dem Dschungelshow-Paket beiliegt, gar nicht erst aufgesetzt. Liiert ist der „Influencer“ zum Glück mit einer „Meisterfriseurin“.

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Urgestein

Frank Fussbroich wird als „Reality-Urgestein“ vorgestellt. Er war von 1989 bis 2001 im WDR in der ersten Reality-Soap Deutschlands zu sehen: „Die Fussbroichs“. Fun Fact: Ennio Morricone schrieb die Musik für die Sozialstudie.

Der Kölner sagt, er habe sich jedes Jahr für den Dschungel beworben, „ich liebe einfach die Kamera“. Daher will er die Show unbedingt gewinnen, sagt er, um sich fürs Original im kommenden Jahr zu qualifizieren. Das Problem: Die Kamera liebt ihn keineswegs und er hat noch nicht einmal die Klasse von Thorsten Legat.

Legat hat übrigens auch einen Mini-Auftritt als Präsentator der Preise: Ein Ticket nach Australien im Jänner 2022, 50.000 Euro und ein Hut.

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Dschungelküken aus Österreich

„Warum geht die Tür nicht auf?“ sagt Zoe Salome Saip, als sie der Stretch-Limousine entsteigen möchte. Das ist zwar kein geschmeidiger Ausstieg, aber ein gelungener Einstieg in die Show, wenn man das patscherte Dschungelküken geben möchte.

Das österreichische Model wurde mit ihrer Teilnahme an "Germany's Next Topmodel" 2018 bekannt, außerdem war sie letztes Jahr Kandidatin bei dem RTLII-Format "Kampf der Realitystars". Warum gibt es so ein Format, wenn es das Dschungelcamp gibt, fragt man sich.

Ein Vergleich mit der Kärnterin Larissa Marolt tut sich auf, und RTL blendet auch ein Best-Of der Kärntnerin und Dschungelqueen der Herzen 2014 ein. Leider hat Zoe noch nicht einmal die Klasse von Sarah „Dingens“ Knappik.

"Endlich der erste Star"

Als die australische „IBES“-Legende Dr. Bob auftritt, sagt Hartwich: „Nach knapp dreißig Minuten endlich der erste Star!“

An den Stars hapert es zunehmend. Ex-Teilnehmer Julian F.M. Stoeckel fasst es als Talk-Gast in der Show zusammen: „Eigentlich ist das Format der Star.“

Jetzt werden Sie sicher fragen: Wer ist eigentlich Julian F.M. Stoeckel?­

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"Nicht ein Mal Pipi"

RTL bemüht sich redlich, Dschungel-Feeling zu erzeugen. Zum Teil gelingt das auch. Die Dynamik, die in normalen Jahrgängen durch die größere Gruppe entsteht, wird sich in den Dreier-Konstellationen aber nicht herstellen lassen. Um mehr Leben in die Sache zu bringen, behilft man sich mit prägnanten Ausschnitten aus früheren Staffeln. 

Klo ohne Spülung

In der ersten Ausgabe wird viel Zeit darauf verwendet, Konzept und Ausstattung der Ersatzshow zu erklären. Man erfährt zum Beispiel, dass die Exkremente im Klo des …. Ja! … „Tiny House“ nicht mit Wasser hinuntergespült, sondern mit Sägespänen bedeckt werden. Wobei RTL darauf Wert legt, dass pro Klogang nur eine Portion Sägespäne verwendet werden darf. Zoe: „Ich gehe hier nicht ein Mal Pipi.“

Ein Klo ohne Tür - ist das schon das Maß der Ekeldinge im Dschungeljahrgang 2021?

Zoe freut sich jedenfalls schon auf die erste Dschungelprüfung. „Ich bin mehr als bereit“, sagt sie, während sie selbstbewusst Kampfsport-Moves andeutet. Sie, die Ex-Handballerin, wünsche sich „etwas Sportliches, mit Wasser!“

Der Wunsch wird erfüllt. In der Prüfung „Tierischer Einlauf“ gilt es, in einem verglasten Tank per Magnet einen Schlüssel durch ein Labyrinth zu manövrieren. Erschwernis: Der Wasserpegel steigt kontinuierlich und diverse Amphibien und Reptilien bevölkern das Becken. 

Schreikrämpfe

Sportlich kann man den Auftritt Zoes dann nicht nennen. Wenn sie Schreikämpfe bekommt, stellt sich die Frage, ob die Tiere im Tank nicht mehr leiden als das Model selbst.

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Mike, der zuvor erfolgreich drei Sterne erobert hatte, durfte schon aus dem Tank steigen und versucht nun, Zoe zu beruhigen. Vergeblich. Immerhin: Die Haare des „Prince of Bel Hair“ (Hartwich) sind trocken geblieben.

Im dritten Tank sieht man Frank, der sich immer wieder nervös umblickt, obwohl er nur die kleineren Tiere ausgefasst hat.

Kaum ins „Tiny House“ zurückgekehrt, beschwert er sich über das Versagen der weinenden Zoe und deren „Mitleidstour“. Nur, um Minuten später, befragt von Hartwich und Zietlow, zu erklären: Es war ja alles nicht so gemeint.

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Noch ein Beispiel für den Charme des Fussbroichs: Während er anfangs den harten Typen mimt, der auch auf dem Rindenmulch vor dem „Tiny House“ übernachten würde, macht er dann Scherze darüber, die zierliche Zoe ans Fußende des Tiny-House-Bettes zu verfrachten.

Trost spendet da Sonja Zietlows Pointe vom Beginn: „Eine gute Nachricht haben wir: Elf Leute aus der Show werden garantiert nicht ins nächste Dschungelcamp einziehen.“