Manuel Rubey: "Das Ich als Katastrophenszenario"
Dass er vor einer halben Ewigkeit einmal Falco war im Kino, darauf muss man ihn wirklich nicht mehr ansprechen. Es ist schon so lange her. Und der ewige Falco-Kasperl wollte er ohnehin nicht sein.
Manuel Rubey war vor einigen Wochen als zwielichtiger Charakter im ZDF-Thriller „Irgendwas bleibt immer“ zu sehen und kürzlich in „Das dunkle Paradies“ der ORF-Landkrimi-Reihe neben Stefanie Reinsperger als Kriminalbeamter Martin Merana zum zweiten Mal auf Verbrecherjagd.
"Ich mag diese Serie total gern und hoffe, dass dieses sehr entspannte und humorvolle Arbeiten mit der Stefanie weitergehen wird“, sagt Rubey im KURIER-Gespräch.
Gefragt im Film
Der Schauspieler und Kabarettist, der Anfang Dezember im Waldviertel seine langjährige Lebensgefährtin – die Architektin Stefanie Nolz – geheiratet hat, stand kürzlich auch als Wolfgang Amadeus Mozart im Historien-Biopic „Louis van Beethoven“ vor der Kamera, das 2020 zum 250-Jahr-Jubiläum des Komponisten ausgestrahlt wird.
Die Duo-Arbeit mit Thomas Stipsits hatte Rubey ursprünglich mit maximal zwei Jahren im Plan. Geworden sind es aber dann mit den Erfolgen von „Triest“ (2011) und „Gott und Söhne“ (2015) mehr als 600 Vorstellungen in acht Jahren.
Szenen wie in einer Ehe
„Es war mit dem Thomas meistens eine wunderbare Zeit. Wir haben uns durch die Tourneen und vielen Auftritte phasenweise mehr gesehen als unsere Familien. Und es gab dabei auch die klassischen Zyklen einer Ehe: Anfangs die Verliebtheit, in der Mitte einmal einen großen Krach, und dann eine freundliche Distanz ... Da war wirklich alles dabei.“ Und jetzt steht Rubey, was er „schon sehr lange vor hatte“, mit 40 Jahren als Kabarettist endlich erstmals allein auf der Bühne: mit „Goldfisch“ (Premiere am 9. Jänner im Stadtsaal Wien), einem Stück, an dem er zwei Jahre lang geschrieben hat.
Gedankenspiele
Zum Thema: Das Ich als Katastrophenszenario. Verlassen von Frau, Kindern und Hund, weil sie den Master of Desaster im eigenen Heim nicht mehr ertragen, ist ihm am Ende nur eines geblieben: sein Goldfisch.
Ein humoristisches Stück über Sucht, die Erfahrungen mit der modernen Volkskrankheit Prokrastination, also der Angewohnheit, alles immer aufzuschieben, über die Erotik von nackten Knöcheln, Kinder und Instagram, Ordnungsliebe bis zur Pedanterie ...
„Ich fand es extrem faszinierend, mit diesen Gedanken zu spielen“, so Rubey mit Blick auf eigene Schwächen: „Ich wollte unbedingt von mir selbst ausgehen, weil ich Internet-süchtig bin – nach der Prämisse: Dieser Neurotiker ist nicht zu ertragen.“
Entwaffnender Humor
Wobei sich Rubey auf der Bühne vermeintlich „sehr privat“ zeigt, aber dabei offen lässt, „wie viel davon der Wahrheit entspricht“.
Und irgendwann „kam dabei der Goldfisch ins Spiel, der gut in unsere Zeit passt. Denn er hat eine Aufmerksamkeitsspanne von nur elf Sekunden“.
Und der Mensch?
„Bei dem sind’s nach einer Studie durch die exzessive Smartphone-Nutzung überhaupt nur acht Sekunden. Länger kann sich der Mensch angeblich nicht konzentrieren“, sagt Rubey, der gerade den 620-Seiten-Roman „David Copperfield“ von Charles Dickens gelesen hat: „Quasi als Gegenthese.“
Und was sagen die Töchter Ronja, 13, und Luise, 9, zum „Goldfisch“-Programm, obwohl sich doch Papa mehr für den Hund Winnie als für Zierfische im Aquarium erwärmen kann?
„Die fanden einiges sehr lustig. Die Große hat sogar mehrmals sehr gelacht. Was mich wirklich freut. Die Kleine hat noch nicht alles verstanden.“
Rubey möchte auf keinen Fall klüger erscheinen als sein Publikum: „Ich muss bestenfalls schneller sein. Denn Humor ist entwaffnend im besten Sinn. Und da muss man schneller sein.“
„G’fäulte Schmäh“
Am Regisseur Rupert Lehofer vom Theater im Bahnhof Graz schätzt Rubey die Fähigkeit zu improvisieren: „Der hat einen wahnsinnig guten Humor, mag aber Kabarett nicht. Das fand ich einen sehr interessanten Zugang.“
Und weil Rubey hin und wieder gern „g’fäulte Schmäh“ erzählt, und „weil wir den Rechten im Land ebenso wenig den Heimatbegriff überlassen dürfen wie Harry Prünster die Witze“, muss er mit Lehofer, der die Gags oft nicht lustig findet, wie mit einem gleichberechtigten Sparringpartner um seine Pointen kämpfen: „Er ist mein Spielertrainer, um in der Fußball-Terminologie zu bleiben.“
Zukunftspläne
Mit Lisa Maria Potthoff, der trockenhumorigen Partnerin im ZDF-Krimi-Drama „Irgendwas bleibt immer“, hat Rubey die Idee für „etwas Komödiantisches“ entwickelt: Mit Autoren der Satire-Plattform Die Tagespresse könnte da etwas entstehen, „was zwar noch nicht spruchreif ist, aber was ich für nach der ‚Goldfisch‘-Premiere plane.“
Nachsatz: „Aber ich mache auch sehr gerne Pause. Der 40. Geburtstag hat in mir zuerst eine kleine Krise ausgelöst. Aber ich schaue jetzt sehr sehr genau darauf, was ich mache – und was nicht.“