Kultur

London am Neusiedler See: Ein Punkerin wird Prinzessin

Die Seefestspiele Mörbisch setzen weiter auf Musicals: Heuer wird – von 11. Juli bis 16. August – die Themse an den Neusiedler See verlegt – und „My Fair Lady“ adaptiert. „Das ist keine Neufassung, sondern eine Modernisierung mit viel Respekt“, sagte Intendant Alfons Haider am Dienstag. 120.000 Zuschauer hat man sich vorgenommen, „um finanziell klar zu kommen“. Rund 87.000 Karten wurden bisher verkauft, 44.000 reserviert.

Im Vorjahr konnte man für „Mamma Mia!“ 181.000 Tickets absetzen. „Das einzuholen, ist zwar schier unmöglich“, so Haider. Aber die Budgetvorgaben für 2024 sind „bereits erfüllt“, ergänzte Betriebsdirektor Dietmar Posteiner. Es wurden auch schon zwei Zusatztermine fixiert.

Ein Ziel sei es auch, mit dem gesamten Programm – es treten auch Zucchero und James Blunt auf – Jugendlichen die Schwellenangst zu nehmen. Mit „Mamma Mia!“ habe man das geschafft.

„My Fair Lady“ – die Geschichte vom Professer, der eine Außenseiterin in eine Lady verwandeln will – wird auf einer 3.600 Quadratmeter großen Bühne, die das moderne und alte London vereint, aufgeführt. Herausfordernd war es, „große Tanznummern mit kammerspielartigen Szenen zu verbinden“, erläuterte Regisseur und Choreograf Simon Eichberger. Es soll bei dem in der Gegenwart spielenden Musical knapp 30 Bühnenbildverwandlungen geben. Gesprochen und gesungen wird wienerisches Hochdeutsch bzw. von Eliza, gespielt von Anna Rosa Döller im Punk-Look, Umgangssprache.

Publikumsliebling Mark Seibert, der nicht nur wegen des Stücks zusagte, verkörpert Professor Higgins: „Es sind so viele Menschen beteiligt, die ich so lange kenne und denen ich vertraue.“ In weiteren Rollen agieren Marika Lichter als Mrs. Higgings und Herbert Steinböck. Letzterer wird als „meist laufender Darsteller, der je Alfred Doolittle gespielt hat“ einige Kilo abnehmen, prognostizierte Haider. „Deswegen bin ich ja hier“, scherzte Steinböck.

„Es grünt so grün“

Natürlich darf sich das Publikum auf Welthits wie „Es grünt so grün“, „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“ und „In der Straße, mein Schatz, wo du lebst“ freuen. Eine große Bühne erfordere aber zusätzliche Musik, sagte Haider. An der Handlung selbst wird trotz der Überarbeitung keine Veränderung vorgenommen.

Dass die Seefestspiele „endgültig beim Musical angekommen“ sind, untermauere eine (nicht repräsentative) Befragung von 500 Besucherinnen und Besuchern in Mörbisch sowie Kulturinteressenten. Der Fokus für einen Besuch liege beim Gesamterlebnis, man wünsche sich „bekannte, fröhliche Musicals mit Happy End“.