Kultur

"Harri Pinter, Drecksau": Ein Mann im Kampf gegen seine Pubertät

Das hätte sich Harri Pinter (Juergen Maurer), als „Drecksau“ eine Eishockey-Legende und Fahrlehrer in Klagenfurt, besser gespart. Angeschlagen von der Trennung von Freundin Ines (Julia Cencig), fragt der 46-Jährige sinnierend beim Bier: „Miri, was hältst Du von mir – so global gesehen?“.

Und die Servicekraft im KAC-Klublokal (Amrei Baumgartl) sagt es ihm: „A saublöder Hund bist, Harri, a Tschopperle mit einem Horizont von einem Volksschüler, maximal … Mich wundert echt, dass dein Schädel nicht implodiert bei dem ganzen Vakuum.“

Es ist nur einer von vielen schmerzhaften Momenten für „Harri Pinter, Drecksau“ in der neuen Stadtkomödie (Samstag, 20.15, ORFeins).

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Tragisch, komisch

Denn „25 Jahre nach einem legendären Foul, das ihm den Beinamen einbrachte und den er trägt wie einen Orden, muss Harri Pinter erkennen, dass er nie der geile Typ war, für den er sich die ganze Zeit gehalten hat“, so Maurer über die Filmfigur. Das Schicksal spielt der übel mit: Freundin weg, Wohnung weg, und sein Lebensinhalt, der KAC, für den er den Nachwuchs trainiert, verstößt ihn. „Ihm, der Jahrzehnte von einer eingebildeten Legende lebt, wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ist tragisch und komisch zugleich.“

Spezieller Film

Die Stadtkomödie ist eine weitere Zusammenarbeit des 51-Jährigen mit Produzent Klaus Graf. Der hatte dem gebürtigen Klagenfurter nach dem mit einem Emmy geadelten Drama „Das Wunder von Kärnten“ einen Film für ihn versprochen. „Bei der Berlinale kam Graf auf mich zu und sagte, ‚Du bist Harri Pinter, Drecksau‘ – ich dachte mir, er ist angesoffen.“ War er aber nicht. Graf hatte das Autoren-Duo Stefan Hafner und Thomas Weingartner, zuletzt für die ORF-Bearbeitung von Glattauers „Geschenkt“ verantwortlich, beauftragt. „Die haben sich dann Harri Pinter ausgedacht – sehr bezeichnend, was denen einfällt, wenn sie an mich denken“, schmunzelt der Schauspieler.

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Komödiantische Hingabe

Maurer spielt den „fast 50-Jährigen, der versucht, seiner Pubertät zu entrinnen“ mit komödiantischer Hingabe. Zwischen intellektueller Unschuld und exemplarischer Macho-Attitüde bleibt aber Raum für Zwischentöne. Und er lebt die sprachlichen Möglichkeiten, die nur ORF-Stadtkomödien und Landkrimis erlauben, aus. „Viele der Kärntner Ausdrücke, die im Film vorkommen, sind aus mir herausgesprudelt. Am Set hat keiner gewusst, was Tschriersche heißt.“ Zur Erklärung: „Das ist ein Doka.“

Harri Pinter, Drecksau“ war in Kärntens Kinos ein großer Erfolg. Vielleicht ein Grund: „Mit welcher Kärntner Frau ich auch immer darüber gesprochen habe, da gab es ein hohes Wiedererkennungspotenzial.“

Die weiteren Akteure lässt Regisseur Andreas Schmied um Pinter kreisen. Als dessen Gegenspieler zeigt Andreas Lust gekonnt die fiese wie die Loser-Seite des Eishockey-Funktionärs Flasch, entwickelt sich Kabarettist Hosea Ratschiller vom Schüchti-Journalisten zum Freund und meint es Cencig als Ex bis zuletzt gut: „Der Harri ist nicht nur ein Trottel, er kann schon auch liab sein.“

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