Energiekrise: Österreichs Museen rüsten sich für kalten Winter
Wie werden sich Energiekrise und Teuerungswelle in den kommenden Monaten auf den österreichischen Kulturbetrieb auswirken? Lassen sich die Mehrkosten schon beziffern? Welche Szenarien für Gegenmaßnahmen gibt es? Diese Fragen stellte die APA vor Beginn der Herbstsaison den Direktionen einiger großer Institutionen. Fazit: Überall bereitet man sich intensiv vor. Die Verwahrung der Objekte lässt jedoch Energiesparen nur bedingt zu. Im Folgenden die Statements ausgewählter Museen.
KUNSTHISTORISCHES MUSEUM WIEN (Generaldirektorin Sabine Haag): „Wir rechnen damit, dass es durch die hohe Inflation zu deutlichen Kostensteigerungen kommen wird und bereiten uns daher auf verschiedene Szenarien entsprechend vor. In welchem Ausmaß uns die Teuerungen treffen werden, können wir noch nicht genau beziffern, da die Kostenentwicklung, etwa bei Energiepreisen oder Personalkosten, noch nicht absehbar ist.“
ALBERTINA (Renate Landstetter, kaufmännische Direktorin): „Die außergewöhnliche Inflation führt in der Albertina bereits jetzt zu signifikanten Kostensteigerungen, und zwar in allen Bereichen, sowohl im allgemeinen Museumsbetrieb als auch im Ausstellungsbetrieb. Es ist in den kommenden Monaten mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, der ausstellungsbezogene Kosten wie Transporte und Katalogproduktionen (Papier) ebenso betrifft wie Energiekosten (Fernwärme, Strom, ...), Personalkosten (inflationsbedingter Ausgleich und darüber hinausgehende Forderungen nach Erhöhungen) und allgemeine Betriebskosten. Die konkreten Mehrkosten lassen sich noch nicht abschließend beziffern. Mögliche Gegenmaßnahmen werden für verschiedene Szenarien entwickelt. Die konkreten Maßnahmen hängen allerdings von der tatsächlich eintretenden Situation ab. Schließtage wollen wir nach Möglichkeit umgehen.“
BELVEDERE (Stella Rollig, Generaldirektorin, und Wolfgang Bergmann, Geschäftsführer): „Die aktuelle Teuerungswelle (...) wird - sobald sich diese in hohen Lohnabschlüssen niederschlägt - den Museumsbetrieb empfindlich verteuern und eine Anpassung der Ticketpreise notwendig machen.
Ebenso als Folge des Ukrainekriegs kann es unabhängig von der Teuerungswelle zu Energieknappheit kommen. Das heißt, dass auch dann keine Energie zur Verfügung steht, wenn man bereit ist, höhere Preise zu bezahlen. Hier kann es, den Krisen- und Notfallplänen entsprechend, zu (Teil-)Schließungen des Ausstellungsbetriebs kommen. Es gilt dabei, im schlimmsten Fall immer ausreichend Energie für die Sicherung der Kulturgüter zur Verfügung zu haben, weshalb es wichtig ist, dass in einem solchen Szenario das Verwahren der Kunst (nicht der Ausstellungsbetrieb) zur kritischen Infrastruktur zählt.“
LEOPOLD MUSEUM (Hans-Peter Wipplinger, Museologischer Direktor, und Moritz Stipsicz, Kaufmännischer Direktor): „Sollte die Teuerungswelle in Europa lange anhalten, ohne dass verfügbare Einkommen gleichzeitig nachziehen, ist zu befürchten, dass der Tourismus zurück geht und auch das lokale Publikum mittelfristig weniger für Freizeitaktivitäten wie einen Museums-, Theater- oder Konzertbesuch ausgeben kann. In Bezug auf die Energiekosten, die in den letzten Monaten extrem gestiegen sind, ist für uns als Leopold Museum natürlich die oberste Prämisse, die Verbräuche durch ein genaues Monitoring so niedrig wie möglich zu halten. Nachdem wir die Energie über das MuseumsQuartier beziehen, haben wir auf die Einheitskosten keinen Einfluss.“
MUSEEN DER STADT LINZ samt LENTOS (Gernot Barounig, Kaufmännischer Direktor): „In Folge von teilweise noch geltenden Preisbindungen werden die vollen Effekte erst 2023 auftreten, aber auch 2022 ist bereits mit massiven Kostensteigerungen, nicht nur im Energiebereich, zu rechnen. Der geschätzte Mehraufwand für 2022 liegt bei ca. 80.000 Euro, für 2023 bei rund 200.000 Euro. Hinzu kommen für das nächste Jahr noch die Kostensteigerungen durch die - noch abzuschließenden - Gehaltserhöhungen. Als erste kurzfristige Energiesparmaßnahme wurde die Klimaanlage in allen Bereichen - außer den Ausstellungsräumlichkeiten und Depots - gedrosselt. Weiters wurde die Fassadenbeleuchtung des Lentos um eine Stunde verkürzt und leuchtet aktuell bis 23 statt 24 Uhr.“
OÖ LANDES-KULTUR GMBH mit 15 Einrichtungen (Isolde Perndl, Kaufmännische Leiterin): „Es wird mit einem Anstieg der Energiekosten von bis zu 20 Prozent gerechnet. Die Häuser der OÖ Landes-Kultur GmbH werden unverändert zugänglich sein, eine Änderung der Öffnungszeiten ist nicht geplant. Aktuell werden Konzepte für Energiesparmaßnahmen ausgearbeitet, der Schutz der Objekte steht dabei stets im Vordergrund.“
TIROLER LANDESMUSEEN (Peter Assmann, Direktor): „Sollte es (...) zu umfassend notwendigen Energiesparmaßnahmen kommen müssen, die ich nicht im Bereich der notwendigen Klimatisierung der Räume sehe, dann setzen wir wohl beim Veranstaltungssektor an. Die Frage wird dann sein, ob man größere Veranstaltungen mit aufwendiger Technik und Licht-Dramaturgie braucht. An eine Preissteigerung für unsere Besucher denke ich derzeit jedenfalls nicht, auch Schließtage, um Energie zu sparen, halte ich für wenig zielführend. Es braucht insgesamt Grundkonzepte, die gesamtgesellschaftlich viel tiefer gehen, denn das tatsächliche Sparvolumen im Kultur-Sektor ist sehr gering.“