Kultur

Ein Museum für Erzherzog Johann: Traditionell, mit neuen Einblicken

Der Termin ist bedacht gewählt - das 20. Museum des Universalmuseums Joanneum (UMJ) öffnet mit 11. Mai seine Pforten - am 165. Todestag jenes Habsburgers, der die Steiermark in Bildung, Agrar, Forschung und Industrie prägte wie kaum einer. Das Erzherzog Johann Museum im Schloss Stainz widmet sich dem Mann und seinen Leistungen, der das Land im 19. Jahrhundert in die Moderne führte - die sieben Räume zeigen unspektakulär Bekanntes und neue Einblicke ins Leben des Erzherzogs.

In den Räumen des Schlosses - früher eine Wohnung der Familie der Grafen von Meran, der Nachkommen des Erzherzogs - zeigt die von Karlheinz Wirnsberger, Barbara Müller und Martina Zengerer kuratierte neue Ausstellung Werden, Wirken und Widerhall des Lebens und der Leistungen des Erzherzogs. Seine Liebe zum Land Tirol wurde von Allerhöchster Apostolischer Stelle, seinem Bruder Kaiser Franz I., praktisch verboten - ein Glück, dass sich dies auf die Steiermark, seinem "Exil" auswirkte.

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Kompakt präsentiert

Museumstechnisch gut gestaltet und kompakt präsentiert sich der Auftakt zur Schau im Gang zu den Räumen im ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stift: Johanns Lebenszeit ist bildlich und anhand von Exponaten in die Umstände des Jahrhunderts eingebettet: Erfindung der Dampfmaschine (James Watt), beginnende Erschließung der Räume durch Eisenbahnen (Carl Ritter von Ghega), Naturforschung rund um den Globus (Alexander von Humboldt) ... ein klein wenig kann die Schau mit dem Auftakt nicht mithalten, aber die sieben Räume machen durchaus bewusst, wie sehr die Gestalt der heutigen Steiermark und ihrer kontemporären Selbstverständlichkeiten vor 200 Jahren ihre Grundform erhalten hatte: Grazer Wechselseitige Versicherung, Graz-Köflacher Bahn, steirischer Wein, Montanuni Leoben, Technoschmiede TU Graz, Erzabbau und Verarbeitung.

Ein bisschen an Verkitschung und Verehrung ist es in der Ausstellungsgestaltung dann doch entgegen den Beteuerungen der Macher und dem für Kultur zuständigen Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) geworden, aber das wir dem Mann durchaus gerecht - schließlich war die Schau längst überfällig. Gemäß dem Ausspruch des Erzherzogs, der am 23. Oktober 1807 erstmals in Stainz war - "lauter schöne Gegenden" - eröffnet fast jedes Fenster des Museums auch einen Ausblick auf das malerische Stainz und die lieblichen weststeirischen Weinhügel und Schneeberge.

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Anna Plochl

Die Rolle seiner Ehefrau Anna Plochl erfährt fast ein wenig zu bescheidene Beleuchtung - schließlich schupfte die Bürgerliche den Haushalt und den Alltag der u. a. landwirtschaftlichen Mustergüter wie dem Brandhof, alldieweil Durchlaucht im fernen England Industrie und auf der noch ferneren Krim 1837 Agrarisches erkundete, zum Wohle der Grünen Mark. Immerhin, die Korrespondenz der nachmaligen Gräfin von Meran wird noch abrufbar sein, im aktuellen Museumsbetrieb, der mit einigen Bildschirmtischen glänzt, die die Spuren des Erzherzogs nachvollziehbar machen.

UMJ-Chef Marko Mele sagte denn auch bei der Presseführung am Dienstag, "212 Jahre Bestehen des ältesten und zweitgrößten Universalmuseums Österreichs ist eine Pflicht, das steirische Erbe bestmöglich zu bewahren und zu vermitteln. Mit dem Museum kehren wir auch in unsere Anfangsjahre zurück. 1810 gab es die Verhandlungen mit den steirischen Landständen, dann kamen die Joanneischen Sammlungen von Wien nach Graz in den Lesliehof und es wurde die Schenkungsurkunde übergeben - das gilt als Gründungstag des UMJ, dem besucherstärksten Kulturbetrieb in der Steiermark.

Lücke geschlossen

Kulturreferent und Landeshauptmann Drexler sagte, "hier wird endlich eine nicht planmäßige Lücke geschlossen, und wo würde sie besser hinpassen als nach Stainz. Es gibt keine andere Persönlichkeit, die so sehr dem Land verbunden ist und die den Charakter des Landes so geprägt hat. Die Steiermark steht für Agrar, Bildung, Industrie, Forschung und Kultur, und das verdankt sie dem Erzherzog."

Die Gestaltung der Ausstellung und die Adaptierung der Räume kosteten rund 1,9 Millionen Euro. Geöffnet ist die Schau vorerst bis 31. Dezember, zugänglich von Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr. Führungen sind auf Anfrage möglich. Im Schloss sind auch das Landwirtschaftsmuseum und das Jagdmuseum untergebracht.

INFOS: www.museen-schloss-stainz.at