Die Indie-Band Garish baut zum Jubiläum auf Kontrollverlust
Eigentlich hatte die Schauspielerin Verena Altenberger schon abgesagt. Sie traute sich anfangs nicht, für „Hände hoch ich kann dich leiden“, das eben erschienene Jubiläumsalbum von Garish, den Song „Auf den Dächern“ zu singen.
„Dass Verena ihre Meinung geändert hat, lag daran, dass auch Ina Regen dabei war“, erzählt Sänger Thomas Jarmer im Interview mit dem KURIER. „Das war ihre Bedingung, und Ina ist dann auch wirklich neben Verena im Studio gestanden, hat ihr die richtige Intonation gezeigt und ihr beim Singen Sicherheit gegeben.“
Das Ergebnis ist eine genauso zarte wie melancholische Version des Songs von 2014. Anderorts auf dem Album hat Paul Plut von der Band Viech aus „Draussen fischt im Eis“ ein brachial dämonisches Stück gemacht, und sich Thees Uhlmann „Ganz Paris“ so angeeignet, dass man glauben könnte, das Lied stammt von ihm.
Freie Hand
Oft sind Garish beim Zusammenstellen von „Hände hoch ich kann dich leiden“ „volles Risiko“ eingegangen, haben den Musikern komplett freie Hand gelassen und mussten dann auch das Ergebnis ohne Wenn und Aber annehmen.
Aber: „Das wollten wir auch so“, sagt Gitarrist Julian Schneeberger. „Der Kontrollverlust bei vielen der Songs war das Spannende daran. Und wir sind nicht enttäuscht worden. Wir fanden alle Ergebnisse überraschend, aber auch super.“
Garish haben für das Jubiläumsalbum auch selbst aufgenommen. Nämlich die Songs, für die sie schon länger Ideen hatten, wie man sie besser machen könnte . Darunter mit den Strottern „Dei Wöd is a Scheibm“, den einzigen neuen Song auf dem Album. Es ist ihr erster in Mundart und beschreibt Menschen mit engem Horizont. Entstanden ist er nicht während der unter anderem von Verschwörungstheoretikern bestimmten Pandemiezeit, sondern lange davor. So lange, dass sich Jarmer gar nicht mehr an den genauen Ursprung erinnern kann.
Auch wenn Jarmer und Schneeberger jetzt total froh über „Hände hoch ich kann dich leiden“ sind, weil es ein leichter Prozess war, hätten sie das Jubiläum aber verschlafen, wenn nicht jemand von der Plattenfirma die Idee an sie herangetragen hätte. Sie arbeiten nämlich am nächsten Studio-Album und haben nicht daran gedacht.
Armani-Anzüge
Leicht hatte es die Band in den 25 Jahren nicht, denn Garish blieben (fast) immer eine Indie-Band. Nur einmal veröffentlichten sie ein Album bei einem Major-Label. Aber das war „vom Marketing her strapaziös“, wie Jarmer es formuliert.
„Musikalisch waren wir auch dabei unabhängig. Aber sie haben uns für eine Fotosession in Armani-Anzüge gesteckt, auf die wir noch extrem aufpassen mussten, weil sie nur geliehen waren. Da haben wir uns so unwohl gefühlt, dass man das auf den Fotos gesehen hat. Sie wollten uns ein Image aufzwingen, das überhaupt nicht zu uns gepasst hat.“
Der Major-Label-Vertrag lief nur für ein Album, gleich danach waren Garish wieder komplett unabhängig. Und genau das hält Schneeberger jetzt für den Grund, dass sie nach 25 Jahren immer noch aktiv sind.
„Wir haben mit Absicht immer auch andere Jobs gehabt und die Band so aufgestellt. Dadurch hatten wir nie den Druck, von Garish leben zu müssen. Wenn sich das dann nämlich nicht ausgeht, sagt man leicht, na dann lassen wir es. Wir machen Musik, weil wir wollen, nicht weil wir müssen.“