Louise Glück, Nobelpreis 2020: Versuche übers Leben und Sterben
Von Peter Pisa
So war es bei Tomas Tranströmer: Man wunderte sich, als er 2011 den Nobelpreis bekam – ein Lyriker, von dem man nichts gelesen hatte. Und dann taucht man mit Verspätung ins schmale Werk, es sind bloß 150 Gedichte, und trägt es seither immer bei sich.
Sitzengelassen
Ähnlich wird es auch bei der 78-jährigen Amerikanerin Louise Glück - Foto oben - sein, Nobelpreis 2020. Wobei ein Unterschied ist: In „Winterrezepte aus dem Kollektiv“ erzählen ihre 15 Gedichte (Versuche übers Leben und Sterben) Kurzgeschichten, und mit einem einzigen Mal lesen geht da gar nichts: Einfach kommen zwar ihre Sätze, aber einfach hat man’s nicht, wenn es etwa heißt, es gibt keine Hoffnung – wir müssen dorthin zurückgehen, wo die Hoffnung verloren gegangen ist. Ein übler Grübler fragt: Und was machen wir dann dort?
DAS versteht er gleich: Eine Frau hat ihren Pass verloren, ihr Gefährte reist allein ... „Auch kommt alles wieder, doch ist, was wiederkommt, nicht, was ging –“
Louise Glück:
„Winterrezepte aus dem Kollektiv“
Übersetzt von
Uta Gosmann.
Luchterhand Verlag.
80 Seiten.
16,95 Euro
KURIER-Wertung: **** und ein halber Stern